Die neue EKD-Studie 2023 – Sinkende Relevanz von Religion und Glauben in Deutschland
Die im November 2023 veröffentlichte Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Kirchenmitgliedschaft liefert neue Erkenntnisse über Religiosität und die Relevanz von Glauben und Kirche in der deutschen Gesellschaft. Dass Kirchenzugehörigkeiten und Gottesdienstbesuche über die letzten Jahre zurückgehen, ist bereits seit längerem bekannt. Doch was die neue EKD-Studie nun zeigt: Diejenigen Menschen in Deutschland, die der Kirche als Institution treu bleiben und kirchliche Rituale vollziehen, wie beispielsweise das Kind taufen zulassen oder kirchlich heiraten, tun dies sehr viel bewusster als noch vor einigen Jahren. In diesem Blog-Beitrag werden die wesentliche Erkenntnisse der EKD-Studie zusammengefasst und erläutert, inwieweit Religiosität, Glaube und kirchliches Engagement für Unternehmen relevant ist.
Religiöse Kommunikation und Medien
Unter religiöser Kommunikation versteht die EKD-Studie eine Klarstellung darüber, was die Befragten unter Religion beziehungsweise religiösen Themen verstehen, da jeder Mensch dies individuell definiert. Der Studie zufolge zählen hierzu am stärksten die Themen wie der Tod, die Entstehung der Welt und ethische Fragen im Umfeld des Lebensendes sowie der Sinn des Lebens. Weniger mit Religion in den Zusammenhang gebracht, werden beispielsweise Werte wie Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden, die einst religiös-kirchliche Kernthemen waren. In der Studie wurde ebenfalls analysiert, in welcher Form über diese religiösen Themen gesprochen wird. Es hat sich gezeigt, dass sie als sehr persönlich gewertet und nur im engsten Raum (Partnerschaft, Freundeskreis, Familie) besprochen werden. Da das Thema als zu persönlich wahrgenommen wird, ist der Austausch über digitale Medien zu den religiösen Themen gering. Allerdings werden Medien (Zeitungen, Magazine, Internet) genutzt, um sich über Religion und Spiritualität zu informieren.
Religiöse Vielfalt
Zur Fokusgruppe der befragten Personen zählen evangelische Christ:innen, ehemalige Angehörige der protestantischen Kirche und Menschen, die nie einer Religion angehört haben. Dabei geht die EKD-Studie auch auf die wachsende religiöse Pluralität ein und fragt danach, in welcher Form diese von den Befragten wahrgenommen wird. Dabei hat sich gezeigt, dass die Mehrheit der Befragten einer Veränderung und einer vielfältigen Religionslandschaft offen gegenübersteht, wobei es eine größere Loyalität zwischen den evangelischen Gläubigen zu anderen Religionsgruppen gibt als von den Konfessionslosen. Darüber hinaus glauben 70% der Konfessionslosen, dass feste Glaubensüberzeugungen zu Intoleranz führen.
Soziale Prägung
Was auch andere Studien bereits gezeigt haben, wird in der EKD-Umfrage nochmals bestätigt: Es lässt sich eine kontinuierliche Abnahme der Verbundenheit zur Kirche und Religiosität in der deutschen Gesellschaft beobachten. Diese Beobachtung hängt u.a. auch mit der Sozialisation zusammen: Je jünger die Befragten sind, desto weniger häufig wurden sie religiös erzogen. Ein Befund erstaunt allerdings, denn gerade bei jüngeren Menschen ist die Verbundenheit zur Kirche laut der Studie ambivalent: Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene geben an, dass sie sich schwach der Kirche verbunden fühlen, während gleichzeitig auch die Zahl derjenigen Personen aus dieser Altersgruppe steigt, die sich heute stärker mit der Kirche verbunden fühlen als vor zehn Jahren. Hier zeigt sich eine Polarisierung zwischen der starken und schwachen Verbundenheit, während die Mitte ausdünnt.
Engagement und Lebenszufriedenheit
Es hat sich bei der religiösen Vielfalt bereits abgezeichnet, evangelische Christen haben ein höheres Vertrauen in Menschen, auch anderer Glaubensrichtungen (mit Abstrichen). Gleichzeitig zeigen sie ein höheres ehrenamtliches Engagement, auch bei nichtkirchlichen Vereinen oder Organisationen. Es hat sich außerdem gezeigt, dass die Lebenszufriedenheit bei Kirchenangehörigen höher ist und sie gleichzeitig auch (unabhängig vom Netto-Einkommen) ihre wirtschaftliche Situation besser bewerten.
Religiosität im Unternehmen
Die EKD-Studie liefert viele interessante Fakten über Glauben und Religiosität und verdeutlicht vor allem eine wachsende Polarisierung zwischen ‚überzeugt religiös‘ sowie ‚gar nicht religiös‘. Gleichzeitig wurde aus den Ergebnisse deutlich, dass Religion ein höchstpersönliches Thema in Deutschland darstellt. Dieser Wandel, der bei einem Blick auf die EKD-Studie deutlich wird, betrifft nicht nur die Gesellschaft als Ganzes, sondern auch Gruppendynamiken innerhalb von Unternehmens und anderen Organisationen. Vorstellungen von Religion können Interaktionen in Teams beeinflussen, wo Menschen mit verschiedenen Hintergründen aufeinandertreffen und miteinander arbeiten müssen. Brandaktuelle Themen wie Krieg und Frieden, Tod oder der Sinn des Lebens können in Anbetracht aktueller Krisen innerhalb eines Teams schnell zu einer sozialen Belastung werden, wenn nicht zwischen den Team-Mitgliedern moderiert wird. In Zukunft wird es – trotz der rückläufigen Religiosität –darauf ankommen, verschiedene religiöse Perspektiven in der deutschen Gesellschaft und Arbeitswelt in einen dialogischen Einklang zu bringen. Deshalb ist eine gewisse Toleranz und Dialogbereitschaft gegenüber Andersdenkenden relevant, um in einem Team effizient und produktiv zusammenarbeiten zu können.
Sie haben Fragen zum Thema ‚Religion im Unternehmen‘? Die Expert:innen von D² – Denkfabrik Diversität beraten Sie gerne telefonisch oder per E-Mail.