Herkunft definiert – und diskriminiert. Wie Förderprogramme für mehr Chancengleichheit sorgen

Unsere Herkunft prägt unseren Blick auf die Welt und bestimmt unsere Möglichkeiten und Chancen im Leben und im Beruf. Der bekannte Ausspruch “Vom Tellerwäscher zum Millionär” ist nicht für jeden Menschen möglich, da die Ausgangsvoraussetzungen unterschiedlich sind. Doch wie lässt sich mehr Chancengleichheit herstellen und was können Unternehmen dafür tun?
Herkunft definiert
Die soziale Herkunft definiert sich über das soziokulturelle und ökonomische Erbe, dass jeder Mensch durch seine Geburt und Sozialisation bekommen hat und mit sich trägt. Anders gesagt: Wir alle sind dadurch geprägt, wie wir aufwachsen. Dazu zählt die Sozialisation durch unsere Familie und auch durch die Ressourcen, die uns wie z.B. ein familiäres Erbe oder auch gute berufliche Kontakte zur Verfügung gestellt werden. Auch das Bildungsniveau der Eltern, der Wohnort und das Einkommen prägen uns. Die soziale Herkunft ist somit ein komplexes Geflecht, das die Ausgangsbasis für die persönliche und berufliche Zukunft einer Person bildet.
Diese Faktoren bringen verschiedene Herausforderungen mit sich:
→ Ein geringes Bildungsniveau der Eltern ermöglicht z.B. nur wenig Unterstützung in der Schule, im Studium oder in der Berufsausbildung.
→ Ein niedriges Einkommen kann z.B. zu einer Doppelbelastung im Studium oder in der Schule führen, da zuhause keine finanzielle Unterstützung möglich ist.
→ Ein fehlendes Netzwerk kann den Zugang zu bestimmten Berufsfeldern erschweren.
Die soziale Herkunft bildet somit die Grundlage für eine ungleiche Ressourcenverteilung in der Gesellschaft. Deshalb braucht es Förderprogramme, um die Chancengleichheit für benachteiligte Menschen zu verbessern. Solche Programme können dabei unterstützen, die Stärken von denjenigen Arbeitskräften zu fördern, deren Ausgangsvoraussetzungen aufgrund ihrer sozialen Herkunft nicht optimal waren.
Wieso ist der Aufstieg so schwer?
Soziale Herkunft kann eine Grundlage für Diskriminierung sein. Diese Diskriminierung zeigt sich in den Bildungschancen durch finanzielle Barrieren oder durch Vorurteile in Bildungsinstitutionen. Dieser Unconscious Bias (unbewusste Vorverurteilung) zeigt sich auch im Arbeitskontext in Bewerbungsgesprächen oder Fördermöglichkeiten. Wer sozial aufsteigen will, steht vor mehreren Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Bildung ist dabei oft der Türöffner zu bestimmten Kreisen und Netzwerken, die für den Aufstieg zentral sind. Der soziale Aufstieg ist dabei oft ein schrittweiser Prozess, der mit Ausdauer, Geduld und Zeit verbunden ist. Neben dem Schlüsselelement der Bildung braucht es u.a.:
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- Netzwerke – Ein gutes Netzwerk ist die Grundlage für beruflichen Erfolg. Wer sozial aufsteigen will und dabei nicht auf bestehende familiäre Beziehung zurückgreifen kann, muss sich diese Netzwerke meist von Grund auf selbst aufbauen.
- Praxiserfahrung – Wer sich selbst finanzieren muss, hat oft keine Kapazitäten für unbezahlte Praktika oder Praktika in anderen Städten oder anderen Ländern, da die Kosten kaum zu stemmen sind.
- Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen – Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten führt auch in Bewerbungsgesprächen zum Erfolg. Erstakademiker:innen haben meist keine Vorbilder in der Familie und müssen sich deshalb vieles selbst aneignen. Selbstvertrauen in das eigene Können und eine gute Ausdauer sind dabei zentral.
Doch warum sollten Unternehmen ihre Arbeitskräfte beim sozialen Aufstieg unterstützen?
Wie Unternehmen Potenziale nutzen können
Unternehmen sind heutzutage vielen Herausforderung ausgesetzt. Allen voran setzt der Arbeits- und Fachkräftemangel vielen Betrieb aktuell zu. Um dieser Herausforderung entgegenzuwirken, ist es sinnvoll, bestehende Potenziale im Unternehmen effektiv zu nutzen. Das gelingt durch die gezielte Förderung von Mitarbeiter:innen im Unternehmen. Aber warum sollten Unternehmen explizit Mitarbeiter:innen aus verschiedenen sozialen Schichten überhaupt fördern?
→ Diverse Teams sind erfolgreicher. Teams mit einer diversen Zusammensetzung sind kreativer und liefern dadurch innovativere und bessere Lösungen. Unternehmen können durch die vielfältigen Erfahrungen von Personen aus verschiedenen sozialen Schichten profitieren. (1)
→ Die positive Außenwirkung steigt. Der Einsatz für soziale Gerechtigkeit im Unternehmen sorgt für eine positive Außenwirkung, insbesondere im Bereich Employer Branding. Eine gute Reputation und ein gutes Image ziehen kompetente Arbeits- und Fachkräfte an.
→ Eine bessere Mitarbeiterbindung und Motivation im Unternehmen kann das Ergebnis von generellen Fördermöglichkeiten sein. Das spart Kosten.
Potenziale fördern – aber wie?
In der Praxis gibt es vielfältige Fördermöglichkeiten. Unternehmen können interne Mentoringprogramme einrichten oder auch Schulungen und Workshops zur Weiterbildung für Führungskräfte oder Personaler*innen anbieten. Externe Netzwerke wie das „Netzwerk Chancen“ bieten darüber hinaus Hilfe bei der Suche von Talenten an, die aus sozial schwächeren Schichten stammen. Die Initiative Arbeiterkind.de unterstützt mit einem Berufseinstiegs- und Mentoringprogramm Erstakademiker:innen bei der Orientierung in den ersten Berufsjahren. Durch extern organisierte Mentoringprogramme kann die Weiterbildung und Unterstützung von Mitarbeiter:innen ausgelagert werden . Das ist effektiv und spart dem Unternehmen Kosten und Ressourcen ein.
Fazit
Niemand ist für seine oder ihre Herkunft verantwortlich. Dieser Umstand sollte im beruflichen Kontext berücksichtigt werden. Förderprogramme können zu mehr Chancengleichheit in der Arbeitswelt und damit auch zu mehr Teilhabe in der Gesellschaft beitragen. Klug eingesetzte Maßnahmen zur Förderung von Mitarbeiter:innen aus sozial schwachen Schichten machen es Unternehmen auch möglich, dem Arbeits- und Fachkräftemangel entgegenzuwirken, in dem sie Talente fördern und vorhandene Potenziale nutzen. Diese Förderung führt auch zu einer besseren Mitarbeiterbindung, was sich in der Konsequenz positiv auf die Außenwirkung und das Image des Unternehmens auswirkt.
Das Team von D² – Denkfabrik Diversität unterstützt Sie gerne bei der Umsetzung von Fördermöglichkeiten in ihrem Unternehmen und bei der Implementierung von weiteren Maßnahmen gegen den Arbeits- und Fachkräftemangel.
Quellen:
(1) Straubhaar, T. (2016). Diversity Kompetenz und Wirtschaftlichkeit. Handbuch Diversity Kompetenz: Band 1: Perspektiven und Anwendungsfelder, 295-305.