3. Mai 2024

Wenn Herkunft benachteiligt – Förderprogramme für mehr Chancengleichheit

Drei Menschen sitzen auf einer Couch und halten sich vor ihr Gesicht verschiedene, gelbe Smileys. Somit ist ihr Gesichtsausdruck versteckt und wird durch den Smiley ersetzt.
Unsere Herkunft prägt unseren Blick auf die Welt und bestimmt unsere Möglichkeiten und Chancen im Leben und im Beruf. Der bekannte Ausspruch “Vom Tellerwäscher zum Millionär” ist nicht für jeden Menschen möglich, da die Ausgangsvoraussetzungen unterschiedlich sind. Doch wie lässt sich mehr Chancengleichheit herstellen und was können Unternehmen dafür tun?

Inhalt

Herkunft definiert

Die soziale Herkunft definiert sich über das soziokulturelle und ökonomische Erbe, dass jeder Mensch durch seine Geburt und Sozialisation bekommen hat und mit sich trägt. Anders gesagt: Wir alle sind dadurch geprägt, wie wir aufwachsen. Dazu zählt die Sozialisation durch unsere Familie und auch durch die Ressourcen, die uns wie z.B. ein familiäres Erbe oder auch gute berufliche Kontakte zur Verfügung gestellt werden. Auch das Bildungsniveau der Eltern, der Wohnort und das Einkommen prägen uns. Die soziale Herkunft ist somit ein komplexes Geflecht, das die Ausgangsbasis für die persönliche und berufliche Zukunft einer Person bildet.

Diese Faktoren bringen verschiedene Herausforderungen mit sich:

Ein geringes Bildungsniveau der Eltern ermöglicht z.B. nur wenig Unterstützung in der Schule, im Studium oder in der Berufsausbildung.

Ein niedriges Einkommen kann z.B. zu einer Doppelbelastung im Studium oder in der Schule führen, da zuhause keine finanzielle Unterstützung möglich ist.

Ein fehlendes Netzwerk kann den Zugang zu bestimmten Berufsfeldern erschweren.

Die soziale Herkunft bildet somit die Grundlage für eine ungleiche Ressourcenverteilung in der Gesellschaft. Deshalb braucht es Förderprogramme, um die Chancengleichheit für benachteiligte Menschen zu verbessern. Solche Programme können dabei unterstützen, die Stärken von denjenigen Arbeitskräften zu fördern, deren Ausgangsvoraussetzungen aufgrund ihrer sozialen Herkunft nicht optimal waren.

Wieso ist der Aufstieg so schwer?

Soziale Herkunft kann eine Grundlage für Diskriminierung sein. Diese Diskriminierung zeigt sich in den Bildungschancen durch finanzielle Barrieren oder durch Vorurteile in Bildungsinstitutionen. Dieser Unconscious Bias (unbewusste Vorverurteilung) zeigt sich auch im Arbeitskontext in Bewerbungsgesprächen oder Fördermöglichkeiten. Wer sozial aufsteigen will, steht vor mehreren Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Bildung ist dabei oft der Türöffner zu bestimmten Kreisen und Netzwerken, die für den Aufstieg zentral sind. Der soziale Aufstieg ist dabei oft ein schrittweiser Prozess, der mit Ausdauer, Geduld und Zeit verbunden ist. Neben dem Schlüsselelement der Bildung braucht es u.a.:

  • Netzwerke – Ein gutes Netzwerk ist die Grundlage für beruflichen Erfolg. Wer sozial aufsteigen will und dabei nicht auf bestehende familiäre Beziehung zurückgreifen kann, muss sich diese Netzwerke meist von Grund auf selbst aufbauen.
  • Praxiserfahrung – Wer sich selbst finanzieren muss, hat oft keine Kapazitäten für unbezahlte Praktika oder Praktika in anderen Städten oder anderen Ländern, da die Kosten kaum zu stemmen sind.
  • Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen – Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten führt auch in Bewerbungsgesprächen zum Erfolg. Erstakademiker:innen haben meist keine Vorbilder in der Familie und müssen sich deshalb vieles selbst aneignen. Selbstvertrauen in das eigene Können und eine gute Ausdauer sind dabei zentral.

Doch warum sollten Unternehmen ihre Arbeitskräfte beim sozialen Aufstieg unterstützen?

Wie Unternehmen Potenziale nutzen können

Unternehmen sind heutzutage vielen Herausforderung ausgesetzt. Allen voran setzt der Arbeits- und Fachkräftemangel vielen Betrieb aktuell zu. Um dieser Herausforderung entgegenzuwirken, ist es sinnvoll, bestehende Potenziale im Unternehmen effektiv zu nutzen. Das gelingt durch die gezielte Förderung von Mitarbeiter:innen im Unternehmen. Aber warum sollten Unternehmen explizit Mitarbeiter:innen aus verschiedenen sozialen Schichten überhaupt fördern?

→ Diverse Teams sind erfolgreicher. Teams mit einer diversen Zusammensetzung sind kreativer und liefern dadurch innovativere und bessere Lösungen. Unternehmen können durch die vielfältigen Erfahrungen von Personen aus verschiedenen sozialen Schichten profitieren. (1)

→ Die positive Außenwirkung steigt. Der Einsatz für soziale Gerechtigkeit im Unternehmen sorgt für eine positive Außenwirkung, insbesondere im Bereich Employer Branding. Eine gute Reputation und ein gutes Image ziehen kompetente Arbeits- und Fachkräfte an.

→ Eine bessere Mitarbeiterbindung und Motivation im Unternehmen kann das Ergebnis von generellen Fördermöglichkeiten sein. Das spart Kosten.

Potenziale fördern – aber wie?

In der Praxis gibt es vielfältige Fördermöglichkeiten. Unternehmen können interne Mentoringprogramme einrichten oder auch Schulungen und Workshops zur Weiterbildung für Führungskräfte oder Personaler*innen anbieten. Externe Netzwerke wie das „Netzwerk Chancen“ bieten darüber hinaus Hilfe bei der Suche von Talenten an, die aus sozial schwächeren Schichten stammen. Die Initiative Arbeiterkind.de unterstützt mit einem Berufseinstiegs- und Mentoringprogramm Erstakademiker:innen bei der Orientierung in den ersten Berufsjahren. Durch extern organisierte Mentoringprogramme kann die Weiterbildung und Unterstützung von Mitarbeiter:innen ausgelagert werden . Das ist effektiv und spart dem Unternehmen Kosten und Ressourcen ein.

Fazit Niemand ist für seine oder ihre Herkunft verantwortlich. Dieser Umstand sollte im beruflichen Kontext berücksichtigt werden. Förderprogramme können zu mehr Chancengleichheit in der Arbeitswelt und damit auch zu mehr Teilhabe in der Gesellschaft beitragen. Klug eingesetzte Maßnahmen zur Förderung von Mitarbeiter:innen aus sozial schwachen Schichten machen es Unternehmen auch möglich, dem Arbeits- und Fachkräftemangel entgegenzuwirken, in dem sie Talente fördern und vorhandene Potenziale nutzen. Diese Förderung führt auch zu einer besseren Mitarbeiterbindung, was sich in der Konsequenz positiv auf die Außenwirkung und das Image des Unternehmens auswirkt.

Das Team von D² – Denkfabrik Diversität unterstützt Sie gerne bei der Umsetzung von Fördermöglichkeiten in ihrem Unternehmen und bei der Implementierung von weiteren Maßnahmen gegen den Arbeits- und Fachkräftemangel

Quellenangaben: (1) Straubhaar, T. (2016). Diversity Kompetenz und Wirtschaftlichkeit. Handbuch Diversity Kompetenz: Band 1: Perspektiven und Anwendungsfelder, 295-305.

Mathilde Berhault

Antonia Geßlein

Junior Consultant

Ich habe Integrative Gesundheitsförderung studiert und absolviere aktuell meinen Master in Diversitätsmanagement. In meiner Arbeit verbinde ich wissenschaftliche Erkenntnisse mit einer Diversity-Perspektive, um Strukturen und Prozesse inklusiver und zugänglicher zu gestalten. Mir ist wichtig, komplexe Themen verständlich zu vermitteln und praxisnahe Lösungen zu entwickeln, die Menschen und Organisationen gleichermaßen weiterbringen.

Was bedeutet Vielfalt für dich im Arbeitskontext?

"Mich motiviert die Frage, wie Organisationen Rahmenbedingungen schaffen können, in denen unterschiedliche Menschen wirklich gleiche Chancen haben. Fairness bedeutet für mich, strukturelle Barrieren zu erkennen und Entscheidungen so zu gestalten, dass sie transparent, gerecht und für alle zugänglich sind. Gleichzeitig gehört dazu, dass sich Menschen sicher, respektiert und gesund fühlen können."

Pauline Thurn

Pauline Thurn

Senior Consultant

Pauline verfügt über einen Hintergrund in Politikwissenschaft, Soziologie und Diversitätsmanagement. Ihre Masterarbeit im Diversity Controlling hat ihre Perspektive auf Vielfalt in Organisationen geprägt.
Seitdem arbeitet sie an der Schnittstelle von Recruiting und Diversity und legt großen Wert auf faire, transparente und chancengerechte Prozesse. In D&I-Workshops verbindet sie Praxiswissen mit einer
fundierten Diversity-Perspektive.

Was bedeutet Diversität für dich in der Zusammenarbeit mit Menschen?

Diversität bedeutet für mich, Menschen in ihrer ganzen Individualität wahrzunehmen und ihnen mit echter Offenheit, Unvoreingenommenheit und ehrlichem Interesse zu begegnen.
Ich finde es wichtig, unterschiedliche Lebenswege und Hintergründe nicht zu bewerten, sondern wertzuschätzen – gerade dann, wenn sie von gängigen Normen abweichen. Mich treibt an, Barrieren sichtbar zu machen und Räume zu schaffen, in denen unterschiedliche Perspektiven ernst genommen und respektiert werden. Vielfalt zu fördern und zu leben ist für mich vor allem eine Haltung: aktives Zuhören, Verstehen und gemeinsam wachsen.

Catharina Crasser

Catharina Crasser

Geschäftsleitung

Catharina Crasser ist Senior Beraterin und Mitgründerin von D² – Denkfabrik Diversität. Ihre Expertise umfasst die aktuelle Diversitätsforschung mit Schwerpunkt Gender sowie die Ausarbeitung von Diversitätskonzepten im Kontext von Intersektionalität. Nach ihrem Bachelorabschluss in Political and Social Studies studierte sie im Masterstudiengang ‚Diversitätsmanagement, Religion und Bildung‘ an der Universität Würzburg. Neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit in der Denkfabrik ist sie als externe Dozentin für unterschiedliche Seminare in diesem Masterstudiengang tätig.

Was macht deine Arbeit (besonders) interessant?

"Es macht mir Spaß, das Thema auf so viele verschiedene Arten an unterschiedliche Leute heranzutragen. Das Spannende ist, mit Ideen und Methoden an manchen Stellen auf Anklang zu stoßen und an anderen mit einer ähnlichen Idee kläglich zu scheitern. Es geht vor allem darum, die Perspektive meines Gegenübers mit seinen Bedarfen zu verstehen und kreativ passende Konzepte zu entwickeln."

Henning Albers

Henning Albers

Geschäftsführer

Henning hat einen Abschluss als Diplombetriebswirt (FH) mit Schwerpunkten Logistik und Personalmanagement. Er verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in Human Resources in verschiedenen nationalen und internationalen generalistischen Führungsrollen mit Verantwortung für europäische und/oder asiatische Länder. Im Februar 2023 gründete er ALBERS ADVISORY, ein Beratungsunternehmen die umfassende und nachhaltige HR-Lösungen für Unternehmen schafft. Zum 01. Januar 2026 übernahm ALBERS ADVISORY die Denkfabrik Diversität.

Welche Rolle spielt Diversität in deinem Beratungsansatz?

"In dem wir als Brückenbauer verständlich machen, dass Menschen ihr volles Potential ausschöpfen wollen und dieses Potential ganz unterschiedlich und einzigartig ist, schaffen wir Möglichkeiten, wo es vorher vielleicht keine gab. Indem wir dabei helfen, dass Menschen mit ihrem ganzen Ich zur Arbeit kommen können, können Sie sich entfalten und so zum langfristigen Erfolg von Unternehmungen beitragen. Verständnis schaffen, neue Perspektiven einbringen, de Mensch in den Mittelpunkt stellen und damit Win-Win Situationen entstehen lassen, treibt mich an."