10. April 2025

Vielfalt gestalten: Warum D&I für die Bundesverwaltung unverzichtbar ist

Vortag auf der Bühne, viele Zuschauer, sichtbar vom Rücken. Die Menschen schauen nach vorne zur Bühne und hören zu.
Die öffentliche Verwaltung steht vor einem Kulturwandel – und damit vor der Aufgabe, Vielfalt nicht nur abzubilden, sondern aktiv zu fördern und zu gestalten. Diversity & Inclusion (D&I) ist dabei kein freiwilliges Extra, sondern Ausdruck eines Selbstverständnisses, das sich unmittelbar aus dem Grundgesetz ableitet – insbesondere aus Artikel 1 (Menschenwürde) und Artikel 3 (Gleichbehandlung und Schutz benachteiligter Gruppen). In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf die neue Diversitätsstrategie der Bundesregierung – sowie auf die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen rund um D&I in der Bundesverwaltung.

Inhalt

D&I als demokratischer Auftrag

Die öffentliche Verwaltung erfüllt nicht nur einen Dienstleistungsauftrag, sondern trägt auch eine zentrale Verantwortung für die Wahrung demokratischer Werte. Wer in dieser Rolle Vielfalt schützt und fördert, stärkt das Vertrauen der Bürger:innen in den Staat – nach innen wie nach außen. Eine chancengerechte, diskriminierungssensible Verwaltung trägt unmittelbar zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. D&I wird damit zum Prüfstein einer modernen, demokratisch legitimierten Verwaltungskultur.

Arbeitsalltag neu gedacht: Mit Vielfalt mehr erreichen

Vielfalt bringt neue Perspektiven und macht Organisationen anpassungsfähiger, kreativer und zukunftssicher. Unterschiedliche Erfahrungen, Sichtweisen und Hintergründe führen zu besseren Entscheidungen. Außerdem zu kreativeren Problemlösungen und zu einem tieferen Verständnis für die Lebensrealitäten der Bürger:innen. Eine inklusive Verwaltung ist dadurch nicht nur gerechter, sondern auch effektiver, gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und Generationenwechsel.

Ein respektvolles und chancengerechtes Arbeitsumfeld ist für viele, insbesondere für junge Menschen, queere Personen, Menschen mit Behinderung und mit Einwanderungsgeschichte, besonders wichtig. Wer Vielfalt systematisch integriert, fördert Identifikation, Zugehörigkeit und stärkt die Innovationskraft der gesamten Organisation.

Die Diversitätsstrategie der Bundesregierung

Mit der im Januar 2025 veröffentlichten Strategie „Gemeinsam für mehr Vielfalt in der Bundesverwaltung“ geht die Bundesregierung einen wichtigen Schritt in Richtung chancengerechter Verwaltung. Neben den gesetzlich geschützten Dimensionen des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) – wie Geschlecht, ethnische Herkunft oder Behinderung – rückt sie auch soziale und regionale Herkunft stärker in den Fokus. Ein klares Bekenntnis zu intersektionalem Denken.

Die fünf zentralen Handlungsfelder der Strategie:

  1. Organisationsentwicklung
    Ziel ist der Aufbau hausinterner Diversitätsstrategien als strategisches Fundament für einen nachhaltigen Kulturwandel. Dazu zählen der Aufbau geeigneter Strukturen und Ansprechpersonen, verbindliche Verhaltenskodizes sowie interne Zielvorgaben zur Vielfaltsförderung, die durch konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. Die Förderung selbstorganisierter Beschäftigtennetzwerke ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil. Zudem wird empfohlen, ein Vielfaltsaudit als Instrument zur strukturierten Bestandsaufnahme und Weiterentwicklung zu prüfen.
  2. Personalentwicklung
    Ziel ist es, alle Beschäftigten darin zu bestärken, ihre Potenziale in einem diskriminierungsfreien Arbeitsumfeld zu entfalten. Hierfür sollen Schulungen zu Themen wie „Unconscious Bias“ und Antidiskriminierung angeboten und Vielfaltskompetenz als Kriterium in Beurteilungs- und Auswahlprozesse integriert werden. Darüber hinaus sind Mentoringprogramme vorgesehen, um insbesondere unterrepräsentierte Gruppen gezielt zu fördern.
  3. Diskriminierungsprävention & -intervention
    Geplant werden sollte auch der Aufbau einheitlicher und niedrigschwelliger Beschwerdemechanismen sowie die verpflichtende Orientierung aller AGG-Beschwerdestellen an gemeinsamen Standards. Über die Erfüllung gesetzlicher Mindestanforderungen hinaus soll eine nachhaltige Antidiskriminierungskultur etabliert werden, die von allen Ebenen der Verwaltung getragen wird
  4. Vielfaltsbewusste Personalgewinnung
    Um den Zugang zum öffentlichen Dienst gerechter zu gestalten, sieht die Strategie eine gezielte Ansprache bislang unterrepräsentierter Gruppen über neue, zielgruppenorientierte Kommunikationskanäle vor. Darüber hinaus sollen Auswahlverfahren vielfaltskompetent konzipiert und – wo sinnvoll – anonymisiert durchgeführt werden, um unbewusste Verzerrungen zu reduzieren.
  5. Monitoring & Evaluation
    Zur Erfolgskontrolle und Weiterentwicklung von Maßnahmen wird empfohlen, ressortinterne Monitoring-Verfahren zu etablieren und sofern personelle und finanzielle Ressourcen vorhanden sind, externe Evaluationen einzusetzen. So sollen Fortschritte im Bereich D&I transparent gemacht und gezielt weiterentwickelt werden können.

Die Herausforderungen: Warum D&I kein Selbstläufer ist

Trotz klarer Ziele ist die Umsetzung anspruchsvoll – und nicht selten mit Widerständen verbunden. Zu den zentralen Herausforderungen zählen:

  • Unklare Begriffsverständnisse: Ohne ein gemeinsames Verständnis bleibt D&I oft diffus.
  • Fehlende Ganzheitlichkeit: Einzelmaßnahmen greifen zu kurz, wenn sie nicht strategisch eingebettet sind.
  • Symbolpolitik statt Substanz: Diversity-Washing kann Vertrauen untergraben.
  • Integration in den Arbeitsalltag: Vielfalt muss Teil der Prozesse, Führungskultur und Kommunikationswege werden.
  • Widerstände & Unsicherheiten: Veränderung braucht Dialog, Orientierung und Führung.
  • Fehlende Datenbasis: Viele Diversity-Dimensionen sind sensibel, Monitoring muss freiwillig, transparent und datenschutzkonform erfolgen.

Unser Werkzeug für Vielfalt – der Diversity Navigator

Mit dem Diversity Navigator können wir Bundesbehörden dabei unterstützen, den Status quo ihrer D&I-Aktivitäten strukturiert zu erfassen und gezielt weiterzuentwickeln. Das Tool bietet eine systematische Analyse entlang zentraler Handlungsfelder, von Organisationskultur über Personalentwicklung bis hin zu Monitoring und Kommunikation. Auf Basis der Ergebnisse erhalten Organisationen konkrete Empfehlungen, um bestehende Maßnahmen zu stärken, Lücken zu identifizieren und eine passgenaue Strategie zu entwickeln.

Fazit Diversity & Inclusion im öffentlichen Sektor ist kein Selbstläufer. Die aktive Förderung von Vielfalt erfordert klare Strategien, strukturelle Verankerung und eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit bestehenden Kulturen und Prozessen. Vielfalt ist dabei kein vorübergehender Trend, sondern eine gesellschaftliche Realität und zugleich eine Ressource, die zur Wirksamkeit und Zukunftsfähigkeit der Verwaltung beitragen kann. Wer diese Realität anerkennt und in der Organisationsentwicklung berücksichtigt, legt die Grundlage für eine chancengerechte und vertrauenswürdige Verwaltungskultur.

Der Start in die D&I-Journey ist oft herausfordernd. Hier unterstützt D² – Denkfabrik Diversität mit fundierter Beratung und praxisnahen Lösungen. Mit unserem Diversity Navigator bieten wir ein digitales Tool zur strategischen Statusanalyse und konkreten Maßnahmenplanung. Noch mehr Impulse und Handlungsempfehlungen speziell für Bundesbehörden finden Sie in unserem aktuellen Whitepaper.

Jessica Klübenspies

Jessica Klübenspies

Marketingmitarbeitende

Nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel übernahm sie früh Verantwortung und wurde stellvertretende Filialleitung. Kurze Zeit später führte Jessica Klübenspies drei Jahre erfolgreich eine eigene Filiale und schulte zusätzlich als Visual Merchandiser weitere Filialen in den Bereichen Warenpräsentation, Warenhandling, Bestellverhalten und Marketing in Bayern. Mit dem Wunsch, die Abläufe hinter den Kulissen kennenzulernen, wechselte sie in den Einkauf eines großen Unternehmens und entwickelte sich anschließend im Bereich E-Commerce-Marketing weiter.

Wie haben Ihre bisherigen beruflichen Erfahrungen Ihr Verständnis von Diversität geprägt?

"In meiner Rolle als Filialleiterin arbeitete ich mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Altersgruppen zusammen. Als junge Führungskraft stellte mich manches davon natürlich auch vor Herausforderungen, im Endefekt bot es aber wertvolle Lernmöglichkeiten. Diese Erfahrungen verdeutlichten mir den großen Nutzen von Diversität für unsere persönliche und berufliche Weiterentwicklung – vorausgesetzt, wir nehmen sie an."

Tim Forster

Tim Forster

Werkstudent

Tim Forster ist Werkstudent bei D² und studiert Diversitätsmanagement im Master an der Universität Würzburg. Während seines Bachelor-Studiums im Würzburger Studiengang Mensch-Computer-Systeme hat Tim seine Expertise in den Bereichen Arbeitsgesundheit, inklusive Technologien, Softwareergonomie und Anwendungsunterstützung entwickelt. Durch seine Arbeitserfahrung in der Pflege ist Tim außerdem Experte für die Lebenssituation von Menschen mit physischen und psychischen Beeinträchtigungen.

Wie möchtest Du Deine Perspektiven und Erfahrungen bei D² einbringen?

"Ich unterstütze das D²-Team bei der Entwicklung von digitalen Produkten und Lösungen, die inklusiv und diversitätssensibel gestaltet sind. Für mich bedeutet Diversität nämlich vor allem eines: kreative und vielfältige Denkansätze durch eine Teilhabe aller zu fördern."

Mathilde Berhault

Antonia Geßlein

Werkstudentin

Antonia Geßlein hat im Bachelor Integrative Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg studiert und nebenbei im Gesundheitsamt Coburg gearbeitet. Zum Ende ihres Studiums wurde das Thema Gleichberechtigung und Gender immer relevanter für sie. Deshalb hat sie ihre Bachelorarbeit zum Thema der Gendersensiblen Suchtprävention geschrieben. Seit Oktober 2023 studiert sie im Master Diversitätsmanagement an der Universität Würzburg.

Gehören Diversity und Gesundheit zusammen?

"Definitiv, denn die Gesundheitsförderung und das Diversitätsmanagement überschneiden und ergänzen sich in einigen Punkten, weshalb ich die Kombination aus beidem für sehr sinnvoll halte. Ich freue mich darauf, wenn in Unternehmen mit einem holistischen Blick auf die Verbindung von Gesundheit und Vielfalt geschaut wird."

Mathilde Berhault

Mathilde Berhault

Senior Beraterin

Mathilde Berhault ist Senior Beraterin bei D² – Denkfabrik Diversität. Berufliche Erfahrungen hat sie u.a. als Geschäftsführerin des Vereins interculture e.V. und als wissenschaftliche Mitarbeiterin in internationalen Drittmittelprojekten an der Universität Jena gesammelt. Mathilde bringt Expertise in Interkultureller Kommunikation, Digitalisierung und agilem Projektmanagement mit. Ihre Schwerpunkte bei D² liegen in der Produktentwicklung und dem Vertrieb der D²-Dienstleistungen.

Welche Chancen siehst du durch Vielfalt im Beruf?

"Vielfalt am Arbeitsplatz ermöglicht es Unternehmen und Organisationen, von einem breiten Spektrum an Perspektiven, Erfahrungen und Ideen zu profitieren. Besonders spannend finde ich dabei die Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen und sich unterschiedlicher Denkweisen und Methoden zu bedienen."

Nina Vössing

Nina Vössing

Trainee Beratung

Nina Vössing ist Trainee im Bereich Beratung. Nach ihrem erfolgreichem Masterstudium im Diversitätsmanagement in Würzburg und ihrem Bachelorstudium in Sozial- und Umweltwissenschaften in Maastricht (Niederlande), Freiburg und Santa Barbara (USA) erkundete sie die soziale und nachhaltige Start-up Szene Berlins. Ursprünglich motiviert, mit sozialem Unternehmertum eine nachhaltigere Wirtschaft und Gesellschaft mitzugestalten, liegt ihr Schwerpunkt heute bei der internen sozial-nachhaltigen Gestaltung von Unternehmen und Organisationen.

Was führt dich her? 

"Ökonomische Nachhaltigkeit kann nicht ohne Diversität gedacht werden. Während meines Studiums habe ich mich für einen nachhaltigen Wirtschaftswandel eingesetzt. In der Praxis ist mir dann eines bewusst geworden: Wenn etwas nicht der inneren Haltung entspricht, dann kann dies auch nicht glaubhaft nach außen transportiert werden. Diversitätssensibles Personalmanagement fördert Resilienz, Menschlichkeit, Respekt und Achtsamkeit – Werte, ohne die es in Gesellschaft und Wirtschaft keine Nachhaltigkeit geben kann."

Hannah Baumann

Hannah Baumann

Kreative Konzeption & Design

Hannah Baumann ist für die kreativen Ideen und deren gestalterische Umsetzung bei D² – Denkfabrik Diversität zuständig. Egal ob print oder digital – Ziel ist es, die Arbeiten und Inhalte der Denkfabrik attraktiv und für jede:n verständlich darzustellen.

Nach ihrem Bachelorabschluss in Mediendesign an der Hochschule Hof tauchte sie für drei Jahre in die Welt des Agenturalltages ein, bevor sie sich der Denkfabrik 2023 anschloss.

Diversität und Design?

"Ein für mich sehr spannendes Thema, bei dem es keine Grenzen gibt. Warum also nicht für alle Menschen auch alle Informationen zugänglich machen, wenn jede:r von barrierefreiem Design profitiert? Diversität scheint für viele selbstverständlich: Doch beim genaueren Hinschauen fällt auf, wie viel wir noch dafür tun können. Die gestalterische Herausforderung, die sich daraus für mich ergibt, ist eine aufregende Reise!"

Dr. Julien Bobineau

Dr. Julien Bobineau

Geschäftsleitung

Dr. Julien Bobineau ist Senior Berater und Mitgründer von D² – Denkfabrik Diversität. Seine Expertise umfasst das Thema Antirassismus, Ansätze in der Erwachsenenbildung und die Entwicklung von Kommunikationsstrategien. Nach einem kulturwissenschaftlichen Studium und einer Promotion an der Universität Würzburg hat er u.a. an den Universitäten Jena, Passau, Fulda, Edmonton (Kanada), Dakar (Senegal) und Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) gelehrt und geforscht. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten zählen die Postcolonial Theory & Critical Race Studies, die Interkulturelle Kommunikation und das Diversitätsmanagement bei Polizei und Sicherheitsbehörden.

Was bedeutet Diversität für dich?

"Diversität basiert auf gegenseitigem Verständnis, das erst im respektvollen Austausch entstehen kann. Als weißer Cis-Mann mit Migrationsgeschichte bedeutet das für mich vor allem eines: anderen Menschen zuzuhören. Mir ist es enorm wichtig, verschiedene Perspektiven einzunehmen und meine eigenen Privilegien mit viel Selbstreflexion zu hinterfragen."

Catharina Crasser

Catharina Crasser

Geschäftsleitung

Catharina Crasser ist Senior Beraterin und Mitgründerin von D² – Denkfabrik Diversität. Ihre Expertise umfasst die aktuelle Diversitätsforschung mit Schwerpunkt Gender sowie die Ausarbeitung von Diversitätskonzepten im Kontext von Intersektionalität. Nach ihrem Bachelorabschluss in Political and Social Studies studierte sie im Masterstudiengang ‚Diversitätsmanagement, Religion und Bildung‘ an der Universität Würzburg. Neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit in der Denkfabrik ist sie als externe Dozentin für unterschiedliche Seminare in diesem Masterstudiengang tätig.

Was macht deine Arbeit (besonders) interessant?

"Es macht mir Spaß, das Thema auf so viele verschiedene Arten an unterschiedliche Leute heranzutragen. Das Spannende ist, mit Ideen und Methoden an manchen Stellen auf Anklang zu stoßen und an anderen mit einer ähnlichen Idee kläglich zu scheitern. Es geht vor allem darum, die Perspektive meines Gegenübers mit seinen Bedarfen zu verstehen und kreativ passende Konzepte zu entwickeln."

Andreas Möller

Andreas Möller

Initiator

Andreas Möller ist Unternehmer, Initiator und Mitgründer von D² – Denkfabrik Diversität. Seine Fachkompetenz umfasst die Themenfelder Entrepreneurship, Unternehmungsführung und inklusives Personalmanagement. Nach über zehn Jahren in der Selbständigkeit führt er heute eines der schnell wachsenden mittelständischen Unternehmen Europas mit Überzeugung, Empathie und Souveränität. Als Coach und Berater gibt Andreas seine Erfahrungen mit viel Enthusiasmus an Kunden aus den verschiedensten Bereichen weiter.

Warum hast Du D² – Denkfabrik Diversität gegründet?

"Durch meine langjährige Erfahrung als Unternehmer und Arbeitgeber kenne ich die vielfältigen Herausforderungen unserer Wirtschaftswelt. Ich bin davon überzeugt, dass man mit inklusiven Strategien und einem ganzheitlichen Diversitätsmanagement große Erfolge erzielen kann. Und diese Überzeugung möchte ich mit anderen Unternehmer:innen teilen."