19. Oktober 2023

Offene Stellen und kein Personal – Warum bewirbt sich niemand?

Junge Frau mit Laptop sucht frustriert nach einem neuen Job
Der Fachkräftemangel zählt zu den größten Herausforderung unserer Zeit. Nahezu alle Branchen in Deutschland sind davon betroffen. Die Folgen von unbesetzten Stellen können sich schnell negativ auf die Leistung von Unternehmen auswirken: Vorhandenes Personal ist in der Folge überlastet und frustriert, höhere Kosten entstehen und auch die Wettbewerbsfähigkeit sinkt, weil Produkte und Dienstleistungen nicht mehr fristgerecht geliefert werden können. Die strukturellen Ursachen hierfür liegen vor allem im demographischen Wandel, da die Menschen in unserer Gesellschaft durch Geburtenrückgang und eine höhere Lebenserwartung im Durschnitt immer älter werden. Dieses abstrakte Problem lässt sich nachhaltig nur auf politischer Ebene lösen. Dennoch gibt es einige konkrete Lösungsansätze für Unternehmen, um sich kurz- und mittelfristig gegen den Fachkräftemangel zu wappnen und offene Stellen effektiv zu besetzen. Dieser Blog-Beitrag will einige dieser Lösungen erläutern und bietet drei praxisnahe Tipps.

Inhalt

Was Unternehmen für die Gewinnung von Personal tun können

Neben strategischen Überlegungen in den Bereichen Markenbildung und Employer Branding ist es bei der Personalgewinnung wichtig, sich die Außenwirkung des Unternehmens auf Bewerber:innen genauer anzuschauen. Hier rückt vor allem die Stellenanzeige in den Fokus. Recruiter:innen sollten sich dabei drei Fragen stellen..

Verständnis und Bewusstsein für die Zielgruppe: Wer wird angesprochen?

Unsere Gesellschaft ist divers, die Arbeitswelt (eigentlich) auch. Wie sieht das im eigenen Unternehmen aus? Die deutsche Gesellschaft besteht zu je rund 50% aus Frauen und Männern, mehr als ein Viertel der Bevölkerung weist einen Migrationshintergrund auf und 7,8 Mio. Menschen in Deutschland haben einen Grad der Behinderung. Wer bewirbt sich auf Stellenausschreibungen in Ihrem Unternehmen? Sind die Kandidat:innen divers oder entsprechen sie ähnlichen Dimensionen beispielsweise in Bezug auf Geschlecht, sozialer und kultureller Herkunft oder Alter? Die Frage, die sich im Business Case stellt, lautet bei Gleichartigkeit der Bewerber:innen: Limitiert sich ein Unternehmen in bestimmten Branchen – ob nun beabsichtigt oder nicht – eigentlich selbst, wenn sich die gesellschaftliche Zusammensetzung nicht annähernd im Unternehmen widerspiegelt? Tipp: Machen Sie einen Faktencheck in Ihrem Unternehmen. Wie divers ist ihre Belegschaft?

Personalgewinnung weiterdenken: Wen möchte ich künftig ansprechen?

Spätestens seit dem Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) 2006 werden stetig neue gesetzliche Vorgaben zum Schutz und zur Berücksichtigung von benachteiligten Bevölkerungsgruppen verankert. Dies hat auch Auswirkungen auf Stellenanzeigen: Bereits seit dem 1. Januar 2019 ist die geschlechtsneutrale Formulierung verpflichtend, andernfalls liegt ein Verstoß gegen geltendes Recht vor. Um die Attraktivität der ausgeschriebenen Stelle für Interessierte zu steigern, wird die Erfüllung der rechtlichen Grundlage – z.B. durch das Hinzufügen von „m/w/d“ – künftig nicht mehr ausreichen. Die Stellenausschreibung ist zentral für das Employer branding, denn sie ist meist der erste direkte Berührungspunkt mit dem Unternehmen. Bewerber:innen können durch die Ausschreibung erahnen, welche Werte und Kultur in einem Betrieb zu erwarten sind. Wer also an den besten Mitarbeiter:innen unabhängig von Herkunft, Geschlecht und weiteren Diversitätsdimensionen interessiert ist, muss diese in Ausschreibungen gezielt ansprechen und anwerben. Tipp: Werfen Sie einen kritischen Blick auf Ihre Stellenausschreibungen und korrigieren sie relevante Stellen. Checken Sie Bewerbungen auf vergangene Ausschreibungen. Wer interessiert sich für Ihre Jobangebote?

Mit Kreativität am Puls der Zeit: Wie erreiche ich diese Personen

Um möglichst viele Personen(-gruppen) zu erreichen, sollte die Ausschreibung inklusiv formuliert sein. Inklusive Stellenausschreibungen sollten folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Inklusiver Sprachgebrauch: Nutzen Sie eine möglichst geschlechtsneutrale Ansprache. Aus „Teamleiter“ wird beispielsweise „Teamleitung“.
  • Vielfältige Qualifikationen und Anforderungen: Überdenken Sie beschriebene Qualifikationen. Sind die Angaben tatsächlich zwingend notwendig oder werden Adjektive aufgezählt, weil diese dort „schon immer“ genannt werden? Ist die Stelle tatsächlich ausschließlich in Vollzeit zu leisten und besteht die Möglichkeit auf Flexibilität durch Homeoffice? Verschiedene Beschreibungen sprechen unterschiedliche Menschen (introvertiert/extrovertiert, jung/alt, Frau/Mann etc.) an. Achten Sie auf eine ausgewogene Ansprache.
  • Unternehmenskultur: Beschreiben Sie, wie das Unternehmen aktiv daran arbeitet, eine inklusivere Unternehmenskultur zu schaffen.
  • Authentizität: Schreiben Sie ausschließlich, was Sie auch wirklich so meinen. Das Marketing für Vielfalt und damit die Anwerbung von diversem Personal gelingt nur dann, wenn die Unternehmenskultur im Alltag entsprechend angestrebt und gelebt wird. Tipp: Achten Sie auf eine möglichst individuelle und inklusive Ansprache, um das Interesse für Ihr Unternehmen in einem breiten Bewerberfeld zu wecken. Wer soll sich für Ihre Jobangebote interessieren? 

 

Fazit Der Fachkräftemangel stellt die Wirtschaft in Deutschland vor große Herausforderungen und wird uns auch noch in den kommenden Jahren beschäftigen. Mit einigen einfachen Lösungsansätzen können Unternehmen dem Fachkräftemangel entgegenwirken und freie Stellen effizienter besetzen. Im Fokus steht vor allem die Stellenanzeige, die meist den ersten Berührungspunkt zu einem Unternehmen darstellt und deshalb im Hinblick auf diverse Bewerbergruppen gestaltet sein sollte. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen haben oft gar kein oder nur wenig Budget für Recruiting-Marketing zur Verfügung, um ihre Stellenanzeigen bspw. in unterschiedlichsten Jobportalen zu pushen. Umso wichtiger ist ein individuelles Jobinserat mit inklusiver Ansprache, damit ein möglichst großes Bewerberfeld angesprochen wird.

Sie haben Fragen zur inklusiven Gestaltung von Stellenanzeigen oder möchten einen DiversitätsCheck in Ihrem Unternehmen durchführen? Unsere Expert:innen von D² – Denkfabrik Diversität beraten Sie gerne persönlich.

Jessica Klübenspies

Jessica Klübenspies

Marketingmitarbeitende

Nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel übernahm sie früh Verantwortung und wurde stellvertretende Filialleitung. Kurze Zeit später führte Jessica Klübenspies drei Jahre erfolgreich eine eigene Filiale und schulte zusätzlich als Visual Merchandiser weitere Filialen in den Bereichen Warenpräsentation, Warenhandling, Bestellverhalten und Marketing in Bayern. Mit dem Wunsch, die Abläufe hinter den Kulissen kennenzulernen, wechselte sie in den Einkauf eines großen Unternehmens und entwickelte sich anschließend im Bereich E-Commerce-Marketing weiter.

Wie haben Ihre bisherigen beruflichen Erfahrungen Ihr Verständnis von Diversität geprägt?

"In meiner Rolle als Filialleiterin arbeitete ich mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Altersgruppen zusammen. Als junge Führungskraft stellte mich manches davon natürlich auch vor Herausforderungen, im Endefekt bot es aber wertvolle Lernmöglichkeiten. Diese Erfahrungen verdeutlichten mir den großen Nutzen von Diversität für unsere persönliche und berufliche Weiterentwicklung – vorausgesetzt, wir nehmen sie an."

Tim Forster

Tim Forster

Werkstudent

Tim Forster ist Werkstudent bei D² und studiert Diversitätsmanagement im Master an der Universität Würzburg. Während seines Bachelor-Studiums im Würzburger Studiengang Mensch-Computer-Systeme hat Tim seine Expertise in den Bereichen Arbeitsgesundheit, inklusive Technologien, Softwareergonomie und Anwendungsunterstützung entwickelt. Durch seine Arbeitserfahrung in der Pflege ist Tim außerdem Experte für die Lebenssituation von Menschen mit physischen und psychischen Beeinträchtigungen.

Wie möchtest Du Deine Perspektiven und Erfahrungen bei D² einbringen?

"Ich unterstütze das D²-Team bei der Entwicklung von digitalen Produkten und Lösungen, die inklusiv und diversitätssensibel gestaltet sind. Für mich bedeutet Diversität nämlich vor allem eines: kreative und vielfältige Denkansätze durch eine Teilhabe aller zu fördern."

Mathilde Berhault

Antonia Geßlein

Werkstudentin

Antonia Geßlein hat im Bachelor Integrative Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg studiert und nebenbei im Gesundheitsamt Coburg gearbeitet. Zum Ende ihres Studiums wurde das Thema Gleichberechtigung und Gender immer relevanter für sie. Deshalb hat sie ihre Bachelorarbeit zum Thema der Gendersensiblen Suchtprävention geschrieben. Seit Oktober 2023 studiert sie im Master Diversitätsmanagement an der Universität Würzburg.

Gehören Diversity und Gesundheit zusammen?

"Definitiv, denn die Gesundheitsförderung und das Diversitätsmanagement überschneiden und ergänzen sich in einigen Punkten, weshalb ich die Kombination aus beidem für sehr sinnvoll halte. Ich freue mich darauf, wenn in Unternehmen mit einem holistischen Blick auf die Verbindung von Gesundheit und Vielfalt geschaut wird."

Mathilde Berhault

Mathilde Berhault

Senior Beraterin

Mathilde Berhault ist Senior Beraterin bei D² – Denkfabrik Diversität. Berufliche Erfahrungen hat sie u.a. als Geschäftsführerin des Vereins interculture e.V. und als wissenschaftliche Mitarbeiterin in internationalen Drittmittelprojekten an der Universität Jena gesammelt. Mathilde bringt Expertise in Interkultureller Kommunikation, Digitalisierung und agilem Projektmanagement mit. Ihre Schwerpunkte bei D² liegen in der Produktentwicklung und dem Vertrieb der D²-Dienstleistungen.

Welche Chancen siehst du durch Vielfalt im Beruf?

"Vielfalt am Arbeitsplatz ermöglicht es Unternehmen und Organisationen, von einem breiten Spektrum an Perspektiven, Erfahrungen und Ideen zu profitieren. Besonders spannend finde ich dabei die Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen und sich unterschiedlicher Denkweisen und Methoden zu bedienen."

Nina Vössing

Nina Vössing

Trainee Beratung

Nina Vössing ist Trainee im Bereich Beratung. Nach ihrem erfolgreichem Masterstudium im Diversitätsmanagement in Würzburg und ihrem Bachelorstudium in Sozial- und Umweltwissenschaften in Maastricht (Niederlande), Freiburg und Santa Barbara (USA) erkundete sie die soziale und nachhaltige Start-up Szene Berlins. Ursprünglich motiviert, mit sozialem Unternehmertum eine nachhaltigere Wirtschaft und Gesellschaft mitzugestalten, liegt ihr Schwerpunkt heute bei der internen sozial-nachhaltigen Gestaltung von Unternehmen und Organisationen.

Was führt dich her? 

"Ökonomische Nachhaltigkeit kann nicht ohne Diversität gedacht werden. Während meines Studiums habe ich mich für einen nachhaltigen Wirtschaftswandel eingesetzt. In der Praxis ist mir dann eines bewusst geworden: Wenn etwas nicht der inneren Haltung entspricht, dann kann dies auch nicht glaubhaft nach außen transportiert werden. Diversitätssensibles Personalmanagement fördert Resilienz, Menschlichkeit, Respekt und Achtsamkeit – Werte, ohne die es in Gesellschaft und Wirtschaft keine Nachhaltigkeit geben kann."

Hannah Baumann

Hannah Baumann

Kreative Konzeption & Design

Hannah Baumann ist für die kreativen Ideen und deren gestalterische Umsetzung bei D² – Denkfabrik Diversität zuständig. Egal ob print oder digital – Ziel ist es, die Arbeiten und Inhalte der Denkfabrik attraktiv und für jede:n verständlich darzustellen.

Nach ihrem Bachelorabschluss in Mediendesign an der Hochschule Hof tauchte sie für drei Jahre in die Welt des Agenturalltages ein, bevor sie sich der Denkfabrik 2023 anschloss.

Diversität und Design?

"Ein für mich sehr spannendes Thema, bei dem es keine Grenzen gibt. Warum also nicht für alle Menschen auch alle Informationen zugänglich machen, wenn jede:r von barrierefreiem Design profitiert? Diversität scheint für viele selbstverständlich: Doch beim genaueren Hinschauen fällt auf, wie viel wir noch dafür tun können. Die gestalterische Herausforderung, die sich daraus für mich ergibt, ist eine aufregende Reise!"

Dr. Julien Bobineau

Dr. Julien Bobineau

Geschäftsleitung

Dr. Julien Bobineau ist Senior Berater und Mitgründer von D² – Denkfabrik Diversität. Seine Expertise umfasst das Thema Antirassismus, Ansätze in der Erwachsenenbildung und die Entwicklung von Kommunikationsstrategien. Nach einem kulturwissenschaftlichen Studium und einer Promotion an der Universität Würzburg hat er u.a. an den Universitäten Jena, Passau, Fulda, Edmonton (Kanada), Dakar (Senegal) und Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) gelehrt und geforscht. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten zählen die Postcolonial Theory & Critical Race Studies, die Interkulturelle Kommunikation und das Diversitätsmanagement bei Polizei und Sicherheitsbehörden.

Was bedeutet Diversität für dich?

"Diversität basiert auf gegenseitigem Verständnis, das erst im respektvollen Austausch entstehen kann. Als weißer Cis-Mann mit Migrationsgeschichte bedeutet das für mich vor allem eines: anderen Menschen zuzuhören. Mir ist es enorm wichtig, verschiedene Perspektiven einzunehmen und meine eigenen Privilegien mit viel Selbstreflexion zu hinterfragen."

Catharina Crasser

Catharina Crasser

Geschäftsleitung

Catharina Crasser ist Senior Beraterin und Mitgründerin von D² – Denkfabrik Diversität. Ihre Expertise umfasst die aktuelle Diversitätsforschung mit Schwerpunkt Gender sowie die Ausarbeitung von Diversitätskonzepten im Kontext von Intersektionalität. Nach ihrem Bachelorabschluss in Political and Social Studies studierte sie im Masterstudiengang ‚Diversitätsmanagement, Religion und Bildung‘ an der Universität Würzburg. Neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit in der Denkfabrik ist sie als externe Dozentin für unterschiedliche Seminare in diesem Masterstudiengang tätig.

Was macht deine Arbeit (besonders) interessant?

"Es macht mir Spaß, das Thema auf so viele verschiedene Arten an unterschiedliche Leute heranzutragen. Das Spannende ist, mit Ideen und Methoden an manchen Stellen auf Anklang zu stoßen und an anderen mit einer ähnlichen Idee kläglich zu scheitern. Es geht vor allem darum, die Perspektive meines Gegenübers mit seinen Bedarfen zu verstehen und kreativ passende Konzepte zu entwickeln."

Andreas Möller

Andreas Möller

Initiator

Andreas Möller ist Unternehmer, Initiator und Mitgründer von D² – Denkfabrik Diversität. Seine Fachkompetenz umfasst die Themenfelder Entrepreneurship, Unternehmungsführung und inklusives Personalmanagement. Nach über zehn Jahren in der Selbständigkeit führt er heute eines der schnell wachsenden mittelständischen Unternehmen Europas mit Überzeugung, Empathie und Souveränität. Als Coach und Berater gibt Andreas seine Erfahrungen mit viel Enthusiasmus an Kunden aus den verschiedensten Bereichen weiter.

Warum hast Du D² – Denkfabrik Diversität gegründet?

"Durch meine langjährige Erfahrung als Unternehmer und Arbeitgeber kenne ich die vielfältigen Herausforderungen unserer Wirtschaftswelt. Ich bin davon überzeugt, dass man mit inklusiven Strategien und einem ganzheitlichen Diversitätsmanagement große Erfolge erzielen kann. Und diese Überzeugung möchte ich mit anderen Unternehmer:innen teilen."