Flagge bekennen, aber richtig – Wie sich Unternehmen gegen Queerfeindlichkeit engagieren können
Was ist Queerfeindlichkeit überhaupt? Queerfeindlichkeit bedeutet allgemein die Diskriminierung einer Person oder von Personengruppen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität. Generell kann diese Form der Diskriminierung in diversen Nuancen zum Ausdruck kommen – von subtil verletzenden Äußerungen bis hin zu offenkundigen Anfeindungen und Mobbing.
Dass das Thema Queerfeindlichkeit vor allem im Arbeitsalltag ein Thema ist, belegt eine aktuelle Umfrage der EU-Agentur für Grundrechte (FRA). In der Studie gaben 18% der deutschen Teilnehmenden aus der LGBTQI+-Community an, binnen der letzten zwölf Monate Diskriminierung am Arbeitsplatz erfahren zu haben (1). Auch wenn die Begriffe Diversity und Inklusion in der Arbeitswelt längst keine Fremdwörter mehr sind, zeigt diese Umfrage, dass die praktische Ausgestaltung von Konzepten zum Schutz von Arbeitnehmer:innen vor Diskriminierung in vielen Fällen noch erkennbare Defizite aufweist.
Doch wie geht man gegen Queerfeindlichkeit am Arbeitsplatz vor und wie schafft man eine inklusive Unternehmenskultur, und das am besten nachhaltig? Anhand der folgenden praxisnahen Aspekte erfahren Sie, wie Unternehmen gegen Diskriminierungsdynamiken vorgehen können und somit einen sicheren und fairen Arbeitsplatz für alle Mitarbeitenden garantieren können.
Unternehmenspolitik und -kultur
Zunächst gilt es, zentrale allgemeingültige Antidiskriminierungsrichtlinien in der Unternehmens-Policy festzulegen und somit eine offene und inklusive Unternehmenskultur zu verschriftlichen und damit zu etablieren. Dieser Aspekt gelingt insbesondere durch die Schulung und Sensibilisierung zu LGBTQI+-Themen in Bezug auf die einzelnen Mitarbeitenden sowie der Führungskräfte, die eine unmittelbare Vorbildfunktion innehaben.
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Unterstützungs- und Beratungsangebote
Ein weiterer Punkt in der Ausrichtung eines Unternehmens gegen Queerfeindlichkeit besteht zudem in der Bereitstellung von geeigneten Unterstützungs- und Beratungsangeboten wie etwa entsprechenden Anlaufstellen und Support-Netzwerken für LGBTQ+-Mitarbeitenden. Parallel dazu können auch – in Kooperation mit externen LGBTQ+-Organisationen – spezifische Anlaufstellen und weitere Unterstützungsangebote eingerichtet werden.
Sichtbarkeit und Kommunikation
Ein weiterer Punkt im Engagement eines Unternehmens gegen Queerfeindlichkeit kann durch eine generell sichtbare Unterstützung der LGBTQI+-Bewegung gegeben werden. Dabei sollte sich das Unternehmen in der Öffentlichkeit klar gegen jede Form der Diskriminierung und Queerfeindlichkeit positionieren. Wichtig ist hierbei, dass das Bekenntnis gegen Queerfeindlichkeit nicht nur aus einem Post mit Regenbogenflagge besteht, sondern die gesamte Haltung des Unternehmens authentisch widerspiegelt. Intern ist es auch bedeutsam, eine offene Kommunikationskultur zu pflegen, die es den Mitarbeitenden ermöglicht, ihre Anliegen zu besprechen. Darüber hinaus empfiehlt es sich beispielsweise auf den Social Media-Kanälen oder im internen Newsletter präventive Aufklärungsarbeit zu leisten und für das Thema zu sensibilisieren.
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Förderung und Schutz von LGBTQI+ Mitarbeitenden
Auch im unternehmensinternen Alltag können LGBTQI+-Mitarbeitende bei herausragenden Leistungen besonders gefördert werden, wie etwa durch das Angebot von Mentoring-Programmen oder entsprechende Aufstiegsmöglichkeiten. Parallel dazu sollten wirksame Schutzmaßnahmen gegen Diskriminierung und Mobbing am Arbeitsplatz geschaffen werden. Hier können entsprechende Mitarbeitende beispielsweise als Antidiskriminierungsbeauftragte eingesetzt werden, bei denen anonym Vorfälle gemeldet und in der Folge dann entsprechende Maßnahmen ergriffen werden können.
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Best Practices und Beispiele
Große Konzerne wie Google, IBM oder Microsoft implementieren seit langem diverse interne und externe Maßnahmen im Kontext einer offenen und inklusiven Unternehmenskultur. Google etwa unterstützt die Pride-Bewegung öffentlich, leistet Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit für Mitarbeitende und hat klar definierte Richtlinien gegen jegliche Formen der Diskriminierung. Darüber hinaus bietet Google beispielsweise die Möglichkeit das Attribut „LGBTQI+-friendly“ zum eigenen Unternehmensprofil hinzuzufügen und sich dadurch öffentlich gegen Queerfeindlichkeit zu positionieren.
Fazit
Wie sich zeigt, lassen sich im Sinne einer queerfreundlichen Atmosphäre im Unternehmen eine Vielzahl von Maßnahmen ergreifen. So lassen sich erstens Antidiskriminierungsrichtlinien in der Unternehmenspolitik sowie Unternehmenskultur integrieren, zweitens gibt es die Möglichkeit geeignete Unterstützungs- und Beratungsangebote einzurichten, oder drittens für mehr Sichtbarkeit zu sorgen und eine offenen Kommunikationskultur zu pflegen. Viertens können entsprechende Talente gefördert werden wie etwa durch Monitoring-Programme oder spezielle Karrieremöglichkeiten. Und zuletzt besteht auch die Möglichkeit, sich an den Best Practices von großen Unternehmen wie Google, IBM oder Microsoft zu orientieren, die eine transparente und offene Unternehmenskultur pflegen. Es gilt also, Verantwortung zu übernehmen und innerhalb sowie außerhalb des Unternehmens für eine tolerante und offene Arbeitswelt einzustehen, in der nachhaltig gewährleistet werden kann, dass sich alle – insbesondere auch LGBTQ+ Mitarbeitende – wertgeschätzt und sicher fühlen können.
Quellen:
(1) Europäische Agentur für Grundrechte (2023): EU LGBTIQ SURVEY III. URL: https://fra.europa.eu/en/publications-and-resources/data-and-maps/2024/eu-lgbtiq-survey-iii. Zugegriffen am 2. Juli 2024.