10. Juli 2024

Flagge bekennen – Wie sich Unternehmen gegen Queerfeindlichkeit engagieren können

Zwei Frauen mit Bauarbeiterhelm stehen vor Transportcontainern und halten eine Regenbogenflagge hoch.
In unserer modernen und vielfältigen Gesellschaft ist es für Unternehmen unverzichtbar, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden und durch ein gezieltes Engagement eine nachhaltig respektvolle und tolerante Arbeitsatmosphäre für alle Mitarbeitenden schaffen. Seit langem stellt Queerfeindlichkeit am Arbeitsplatz dabei ein ernstzunehmendes Problem dar. Was ist Queerfeindlichkeit überhaupt? Queerfeindlichkeit bedeutet allgemein die Diskriminierung einer Person oder von Personengruppen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität. Generell kann diese Form der Diskriminierung in diversen Nuancen zum Ausdruck kommen – von subtil verletzenden Äußerungen bis hin zu offenkundigen Anfeindungen und Mobbing.

Dass das Thema Queerfeindlichkeit vor allem im Arbeitsalltag ein Thema ist, belegt eine aktuelle Umfrage der EU-Agentur für Grundrechte (FRA). In der Studie gaben 18% der deutschen Teilnehmenden aus der LGBTQI+-Community an, binnen der letzten zwölf Monate Diskriminierung am Arbeitsplatz erfahren zu haben (1). Auch wenn die Begriffe Diversity und Inklusion in der Arbeitswelt längst keine Fremdwörter mehr sind, zeigt diese Umfrage, dass die praktische Ausgestaltung von Konzepten zum Schutz von Arbeitnehmer:innen vor Diskriminierung in vielen Fällen noch erkennbare Defizite aufweist. Doch wie geht man gegen Queerfeindlichkeit am Arbeitsplatz vor und wie schafft man eine inklusive Unternehmenskultur, und das am besten nachhaltig? Anhand der folgenden praxisnahen Aspekte erfahren Sie, wie Unternehmen gegen Diskriminierungsdynamiken vorgehen können und somit einen sicheren und fairen Arbeitsplatz für alle Mitarbeitenden garantieren können.

Inhalt

Unternehmenspolitik und -kultur

Zunächst gilt es, zentrale allgemeingültige Antidiskriminierungsrichtlinien in der Unternehmens-Policy festzulegen und somit eine offene und inklusive Unternehmenskultur zu verschriftlichen und damit zu etablieren. Dieser Aspekt gelingt insbesondere durch die Schulung und Sensibilisierung zu LGBTQI+-Themen in Bezug auf die einzelnen Mitarbeitenden sowie der Führungskräfte, die eine unmittelbare Vorbildfunktion innehaben.

Lesen Sie hierzu auch unseren Blog-Artikel zu dem Thema „Coming-Out am Arbeitsplatz – Wie Führungskräfte ihre Mitarbeiter:innen stärken können“.

Unterstützungs- und Beratungsangebote

Ein Unternehmen kann sich gegen Queerfeindlichkeit engagieren, indem es Unterstützungs- und Beratungsangebote wie Anlaufstellen und Support-Netzwerke für LGBTQ+-Mitarbeitende bereitstellt. Zudem lassen sich in Zusammenarbeit mit externen LGBTQ+-Organisationen spezifische Anlaufstellen und weitere Hilfsangebote schaffen

Sichtbarkeit und Kommunikation

Ein Unternehmen kann sich gegen Queerfeindlichkeit engagieren, indem es die LGBTQI+-Bewegung sichtbar unterstützt. Es sollte sich klar und öffentlich gegen Diskriminierung positionieren. Wichtig ist, dass das Engagement über einen Regenbogen-Post hinausgeht und die Haltung des Unternehmens authentisch widerspiegelt. Intern zählt eine offene Kommunikationskultur, die Mitarbeitenden Raum für ihre Anliegen gibt. Zudem helfen Aufklärung und Sensibilisierung über Social Media oder interne Newsletter, um präventiv zu wirken.

Lesen Sie hierzu auch unseren Blog-Artikel zu dem Thema „Diversity-Marketing – Warum es wichtig ist, alle Zielgruppen anzusprechen“.

Förderung und Schutz von LGBTQI+ Mitarbeitenden

Auch im Arbeitsalltag können LGBTQI+-Mitarbeitende bei herausragenden Leistungen durch Mentoring-Programme oder Aufstiegsmöglichkeiten gefördert werden. Gleichzeitig braucht es wirksame Schutzmaßnahmen gegen Diskriminierung und Mobbing. Antidiskriminierungsbeauftragte können als Anlaufstelle dienen, um Vorfälle anonym zu melden und passende Maßnahmen einzuleiten.

Lesen Sie hierzu auch unseren Blog-Artikel zu dem Thema „LGBTQIA+-freundliche Unternehmen und Unterstützungsangebote“.

Best Practices und Beispiele

Große Konzerne wie Google, IBM oder Microsoft implementieren seit langem diverse interne und externe Maßnahmen im Kontext einer offenen und inklusiven Unternehmenskultur. Google etwa unterstützt die Pride-Bewegung öffentlich, leistet Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit für Mitarbeitende und hat klar definierte Richtlinien gegen jegliche Formen der Diskriminierung. Darüber hinaus bietet Google beispielsweise die Möglichkeit das Attribut „LGBTQI+-friendly“ zum eigenen Unternehmensprofil hinzuzufügen und sich dadurch öffentlich gegen Queerfeindlichkeit zu positionieren.

 

Fazit Wie sich zeigt, lassen sich im Sinne einer queerfreundlichen Atmosphäre im Unternehmen eine Vielzahl von Maßnahmen ergreifen. So lassen sich erstens Antidiskriminierungsrichtlinien in der Unternehmenspolitik sowie Unternehmenskultur integrieren, zweitens gibt es die Möglichkeit geeignete Unterstützungs- und Beratungsangebote einzurichten, oder drittens für mehr Sichtbarkeit zu sorgen und eine offenen Kommunikationskultur zu pflegen.

Viertens können entsprechende Talente gefördert werden wie etwa durch Monitoring-Programme oder spezielle Karrieremöglichkeiten. Und zuletzt besteht auch die Möglichkeit, sich an den Best Practices von großen Unternehmen wie Google, IBM oder Microsoft zu orientieren, die eine transparente und offene Unternehmenskultur pflegen. Es gilt also, Verantwortung zu übernehmen und innerhalb sowie außerhalb des Unternehmens für eine tolerante und offene Arbeitswelt einzustehen, in der nachhaltig gewährleistet werden kann, dass sich alle – insbesondere auch LGBTQ+ Mitarbeitende – wertgeschätzt und sicher fühlen können.

Sie wollen Diversität langfristig in Ihrem Unternehmen umsetzen? Die Workshops der D² Denkfabrik Diversität unterstützen dabei. Wir bieten praxisnahe Workshops zu Diversity Recruiting, Diversity Marketing und Diversity Leadership – für eine inklusive Unternehmenskultur mit Wirkung.

Quellenangaben: (1) Europäische Agentur für Grundrechte (2023): EU LGBTIQ SURVEY III. URL: https://fra.europa.eu/en/publications-and-resources/data-and-maps/2024/eu-lgbtiq-survey-iii. Zugegriffen am 2. Juli 2024.

Jessica Klübenspies

Jessica Klübenspies

Marketingmitarbeitende

Nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel übernahm sie früh Verantwortung und wurde stellvertretende Filialleitung. Kurze Zeit später führte Jessica Klübenspies drei Jahre erfolgreich eine eigene Filiale und schulte zusätzlich als Visual Merchandiser weitere Filialen in den Bereichen Warenpräsentation, Warenhandling, Bestellverhalten und Marketing in Bayern. Mit dem Wunsch, die Abläufe hinter den Kulissen kennenzulernen, wechselte sie in den Einkauf eines großen Unternehmens und entwickelte sich anschließend im Bereich E-Commerce-Marketing weiter.

Wie haben Ihre bisherigen beruflichen Erfahrungen Ihr Verständnis von Diversität geprägt?

"In meiner Rolle als Filialleiterin arbeitete ich mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Altersgruppen zusammen. Als junge Führungskraft stellte mich manches davon natürlich auch vor Herausforderungen, im Endefekt bot es aber wertvolle Lernmöglichkeiten. Diese Erfahrungen verdeutlichten mir den großen Nutzen von Diversität für unsere persönliche und berufliche Weiterentwicklung – vorausgesetzt, wir nehmen sie an."

Tim Forster

Tim Forster

Werkstudent

Tim Forster ist Werkstudent bei D² und studiert Diversitätsmanagement im Master an der Universität Würzburg. Während seines Bachelor-Studiums im Würzburger Studiengang Mensch-Computer-Systeme hat Tim seine Expertise in den Bereichen Arbeitsgesundheit, inklusive Technologien, Softwareergonomie und Anwendungsunterstützung entwickelt. Durch seine Arbeitserfahrung in der Pflege ist Tim außerdem Experte für die Lebenssituation von Menschen mit physischen und psychischen Beeinträchtigungen.

Wie möchtest Du Deine Perspektiven und Erfahrungen bei D² einbringen?

"Ich unterstütze das D²-Team bei der Entwicklung von digitalen Produkten und Lösungen, die inklusiv und diversitätssensibel gestaltet sind. Für mich bedeutet Diversität nämlich vor allem eines: kreative und vielfältige Denkansätze durch eine Teilhabe aller zu fördern."

Mathilde Berhault

Antonia Geßlein

Werkstudentin

Antonia Geßlein hat im Bachelor Integrative Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg studiert und nebenbei im Gesundheitsamt Coburg gearbeitet. Zum Ende ihres Studiums wurde das Thema Gleichberechtigung und Gender immer relevanter für sie. Deshalb hat sie ihre Bachelorarbeit zum Thema der Gendersensiblen Suchtprävention geschrieben. Seit Oktober 2023 studiert sie im Master Diversitätsmanagement an der Universität Würzburg.

Gehören Diversity und Gesundheit zusammen?

"Definitiv, denn die Gesundheitsförderung und das Diversitätsmanagement überschneiden und ergänzen sich in einigen Punkten, weshalb ich die Kombination aus beidem für sehr sinnvoll halte. Ich freue mich darauf, wenn in Unternehmen mit einem holistischen Blick auf die Verbindung von Gesundheit und Vielfalt geschaut wird."

Mathilde Berhault

Mathilde Berhault

Senior Beraterin

Mathilde Berhault ist Senior Beraterin bei D² – Denkfabrik Diversität. Berufliche Erfahrungen hat sie u.a. als Geschäftsführerin des Vereins interculture e.V. und als wissenschaftliche Mitarbeiterin in internationalen Drittmittelprojekten an der Universität Jena gesammelt. Mathilde bringt Expertise in Interkultureller Kommunikation, Digitalisierung und agilem Projektmanagement mit. Ihre Schwerpunkte bei D² liegen in der Produktentwicklung und dem Vertrieb der D²-Dienstleistungen.

Welche Chancen siehst du durch Vielfalt im Beruf?

"Vielfalt am Arbeitsplatz ermöglicht es Unternehmen und Organisationen, von einem breiten Spektrum an Perspektiven, Erfahrungen und Ideen zu profitieren. Besonders spannend finde ich dabei die Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen und sich unterschiedlicher Denkweisen und Methoden zu bedienen."

Nina Vössing

Nina Vössing

Trainee Beratung

Nina Vössing ist Trainee im Bereich Beratung. Nach ihrem erfolgreichem Masterstudium im Diversitätsmanagement in Würzburg und ihrem Bachelorstudium in Sozial- und Umweltwissenschaften in Maastricht (Niederlande), Freiburg und Santa Barbara (USA) erkundete sie die soziale und nachhaltige Start-up Szene Berlins. Ursprünglich motiviert, mit sozialem Unternehmertum eine nachhaltigere Wirtschaft und Gesellschaft mitzugestalten, liegt ihr Schwerpunkt heute bei der internen sozial-nachhaltigen Gestaltung von Unternehmen und Organisationen.

Was führt dich her? 

"Ökonomische Nachhaltigkeit kann nicht ohne Diversität gedacht werden. Während meines Studiums habe ich mich für einen nachhaltigen Wirtschaftswandel eingesetzt. In der Praxis ist mir dann eines bewusst geworden: Wenn etwas nicht der inneren Haltung entspricht, dann kann dies auch nicht glaubhaft nach außen transportiert werden. Diversitätssensibles Personalmanagement fördert Resilienz, Menschlichkeit, Respekt und Achtsamkeit – Werte, ohne die es in Gesellschaft und Wirtschaft keine Nachhaltigkeit geben kann."

Hannah Baumann

Hannah Baumann

Kreative Konzeption & Design

Hannah Baumann ist für die kreativen Ideen und deren gestalterische Umsetzung bei D² – Denkfabrik Diversität zuständig. Egal ob print oder digital – Ziel ist es, die Arbeiten und Inhalte der Denkfabrik attraktiv und für jede:n verständlich darzustellen.

Nach ihrem Bachelorabschluss in Mediendesign an der Hochschule Hof tauchte sie für drei Jahre in die Welt des Agenturalltages ein, bevor sie sich der Denkfabrik 2023 anschloss.

Diversität und Design?

"Ein für mich sehr spannendes Thema, bei dem es keine Grenzen gibt. Warum also nicht für alle Menschen auch alle Informationen zugänglich machen, wenn jede:r von barrierefreiem Design profitiert? Diversität scheint für viele selbstverständlich: Doch beim genaueren Hinschauen fällt auf, wie viel wir noch dafür tun können. Die gestalterische Herausforderung, die sich daraus für mich ergibt, ist eine aufregende Reise!"

Dr. Julien Bobineau

Dr. Julien Bobineau

Geschäftsleitung

Dr. Julien Bobineau ist Senior Berater und Mitgründer von D² – Denkfabrik Diversität. Seine Expertise umfasst das Thema Antirassismus, Ansätze in der Erwachsenenbildung und die Entwicklung von Kommunikationsstrategien. Nach einem kulturwissenschaftlichen Studium und einer Promotion an der Universität Würzburg hat er u.a. an den Universitäten Jena, Passau, Fulda, Edmonton (Kanada), Dakar (Senegal) und Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) gelehrt und geforscht. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten zählen die Postcolonial Theory & Critical Race Studies, die Interkulturelle Kommunikation und das Diversitätsmanagement bei Polizei und Sicherheitsbehörden.

Was bedeutet Diversität für dich?

"Diversität basiert auf gegenseitigem Verständnis, das erst im respektvollen Austausch entstehen kann. Als weißer Cis-Mann mit Migrationsgeschichte bedeutet das für mich vor allem eines: anderen Menschen zuzuhören. Mir ist es enorm wichtig, verschiedene Perspektiven einzunehmen und meine eigenen Privilegien mit viel Selbstreflexion zu hinterfragen."

Catharina Crasser

Catharina Crasser

Geschäftsleitung

Catharina Crasser ist Senior Beraterin und Mitgründerin von D² – Denkfabrik Diversität. Ihre Expertise umfasst die aktuelle Diversitätsforschung mit Schwerpunkt Gender sowie die Ausarbeitung von Diversitätskonzepten im Kontext von Intersektionalität. Nach ihrem Bachelorabschluss in Political and Social Studies studierte sie im Masterstudiengang ‚Diversitätsmanagement, Religion und Bildung‘ an der Universität Würzburg. Neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit in der Denkfabrik ist sie als externe Dozentin für unterschiedliche Seminare in diesem Masterstudiengang tätig.

Was macht deine Arbeit (besonders) interessant?

"Es macht mir Spaß, das Thema auf so viele verschiedene Arten an unterschiedliche Leute heranzutragen. Das Spannende ist, mit Ideen und Methoden an manchen Stellen auf Anklang zu stoßen und an anderen mit einer ähnlichen Idee kläglich zu scheitern. Es geht vor allem darum, die Perspektive meines Gegenübers mit seinen Bedarfen zu verstehen und kreativ passende Konzepte zu entwickeln."

Andreas Möller

Andreas Möller

Initiator

Andreas Möller ist Unternehmer, Initiator und Mitgründer von D² – Denkfabrik Diversität. Seine Fachkompetenz umfasst die Themenfelder Entrepreneurship, Unternehmungsführung und inklusives Personalmanagement. Nach über zehn Jahren in der Selbständigkeit führt er heute eines der schnell wachsenden mittelständischen Unternehmen Europas mit Überzeugung, Empathie und Souveränität. Als Coach und Berater gibt Andreas seine Erfahrungen mit viel Enthusiasmus an Kunden aus den verschiedensten Bereichen weiter.

Warum hast Du D² – Denkfabrik Diversität gegründet?

"Durch meine langjährige Erfahrung als Unternehmer und Arbeitgeber kenne ich die vielfältigen Herausforderungen unserer Wirtschaftswelt. Ich bin davon überzeugt, dass man mit inklusiven Strategien und einem ganzheitlichen Diversitätsmanagement große Erfolge erzielen kann. Und diese Überzeugung möchte ich mit anderen Unternehmer:innen teilen."