Der Fach- und Arbeitskräftemangel – Was auf Unternehmen in Bayern zukommt

Zu wenig Fach- und Arbeitskräfte? Mit der Herausforderung des Fach- und Arbeitskräfteengpass haben viele Unternehmen bereits heute zu kämpfen. Doch ein Blick in die Zukunft zeigt, dass das Problem, gute Mitarbeiter:innen zu finden, in den nächsten Jahren noch größer wird. Ein Grund dafür ist der demographische Wandel: Die Babyboomer-Generationen verabschiedet sich langsam, aber stetig in die Rente. In Verbindung mit einer sinkenden Geburtenrate geht dadurch auch die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 64 Jahren zurück. Laut seriösen Prognosen soll die Erwerbsbevölkerung bis 2050 im Vergleich zu 2020 um etwa 6,2 Millionen Menschen schrumpfen (1). Kurzum: Die deutsche Bevölkerung wird immer älter, wodurch weniger Fach- und Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Doch wie sieht dieses Phänomen auf regionaler Ebene aus, wenn man das wirtschaftsstärkste Bundesland Bayern einmal näher betrachtet? Welchen Einfluss hat der demographische Wandel auf Unternehmen in Bayern? Dieser Blog-Artikel beleuchtet die Fakten und zeigt Lösungen auf, wie sich Unternehmen auf diese große Herausforderung vorbereiten können.
Der Fach- und Arbeitskräftemangel – Fokus Bayern
Die aktuelle Situation in Bayern ist in der Tat besorgniserregend: Auf dem bayerischen Arbeitsmarkt fehlten bereits im Jahr 2022 bei einer Gesamtbevölkerung von über 13 Millionen Bewohner:innen insgesamt rund 233.000 Arbeitskräfte, was 4% an unbesetzten Arbeitsstellen entspricht (2). Stark betroffene Branchen sind das Gesundheitswesen, der IT-Sektor sowie technische Berufe und das Handwerk. Und es wird noch drastischer: Bis 2035 sollen weit über 1,3 Millionen Arbeitskräfte fehlen und 22% der Stellen unbesetzt bleiben. Insbesondere die ländlich geprägten Regionen werden laut einer Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft aus dem Jahr 2023 im Vergleich zu den Metropolregionen München, Nürnberg, Regensburg und Augsburg besonders unter dem Fachkräftemangel leiden. Gleichzeitig haben die sich spürbar wandelnden Bedürfnisse der Generationen Z zu einschneidenden Veränderungen der bayerischen Arbeits- und Lebensweisen geführt: Junge Menschen, die in Bayern Arbeitsplätze suchen, fordern im Rahmen der New Work-Bewegung positiv-wertschätzende Unternehmens- und Organisationskulturen. Aus dieser Forderung resultiert eine steigende Relevanz von ausgeglichener Work-Life-Balance, der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, flexiblen Arbeitszeitmodellen, 4-Tage-Woche, 6-Stunden-Tage, Freelancing, Homeoffice oder Workations.
Worauf sich Unternehmen in Bayern deshalb einstellen müssen
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- Der Arbeitsmarkt entwickelt sich zu einem Arbeitnehmermarkt.
Der Arbeits- und Fachkräftemangel wird sich in den nächsten Jahren noch mehr verstärken. Das bedeutet, dass sich auch der Arbeitsmarkt an sich verändert. Wenn sich nur wenige Arbeits- und Fachkräfte auf viele offene Stellen bewerben können, dann bedeutet dies auch, dass die Arbeitnehmer:innen die Wahl haben.
- Der Arbeitsmarkt entwickelt sich zu einem Arbeitnehmermarkt.
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- Unternehmen müssen deshalb dauerhaft attraktiv für Arbeitnehmer:innen bleiben.
Um sich im “War for talents” von der Konkurrenz abzuheben, wird die kontinuierliche Pflege einer attraktiven Employer Brand, also der Arbeitgebermarke, immer wichtiger. Dazu zählen entsprechende Zielgruppenanalysen, der Aufbau von Karrierewebseiten, die Bespielung von Social Media-Kanälen, standardisierte Onboarding-Prozesse oder auch die Förderung einer positiven Unternehmenskultur.
- Unternehmen müssen deshalb dauerhaft attraktiv für Arbeitnehmer:innen bleiben.
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- Gleichzeitig wird die Belegschaft immer älter.
Da durch den demografischen Wandel die Bevölkerung im Durchschnitt immer älter wird, gilt dies auch für die Altersstruktur der Belegschaft in den Unternehmen. Das bedeutet, dass sich unternehmerische Strukturen an diesen generationellen Wandel anpassen müssen.
- Gleichzeitig wird die Belegschaft immer älter.
Was Unternehmen gegen den Fach- und Arbeitskräftemangel tun können
Um all diesen Herausforderungen erfolgreich entgegenwirken zu können, braucht es gut durchdachte Strategien und Maßnahmen. Ansätze aus dem Diversitätsmanagement bieten viele hilfreiche Antworten und Lösungen, um sich gegen den Fach- und Arbeitskräftemangel zu wappnen. Konkrete Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, sind beispielsweise folgende:
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- Ausländische Fach- und Arbeitskräfte gezielt rekrutieren
Ausländische Fach- und Arbeitskräfte sind eine Möglichkeit, um den Mangel an qualifizierten Mitarbeiter:innen auf dem deutschen Arbeitsmarkt in Ansätzen auszugleichen. Doch wenn man Erwerbstätige aus dem Ausland effektiv in das eigene Unternehmen einbinden möchte, braucht es besondere Onboarding-Programme, Sprachkurse oder die Anerkennung von Qualifikationen. Hier ist auch die Politik gefragt, um qualifizierte Einwanderung in den nächsten Jahren einfach und unbürokratisch zu ermöglichen.
- Ausländische Fach- und Arbeitskräfte gezielt rekrutieren
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- Interne Weiterbildungsmaßnahmen fördern
Wenn auf dem Arbeitsmarkt keine Fachkräfte für entsprechende Positionen zu finden sind, können Unternehmen die bereits vorhandenen Potentiale im Unternehmen selbst nutzen. Durch interne Fort- und Weiterbildungen werden Mitarbeiter:innen aus der eigenen Belegschaft weiterqualifiziert, um an anderer Stelle im Unternehmen eingesetzt werden zu können.
- Interne Weiterbildungsmaßnahmen fördern
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- Digitalisieren & automatisieren
Der Einsatz von digitalen Tools und automatisierten Systemen kann dabei helfen, Unternehmen langfristig zu entlasten. Die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen spart Arbeitskraft und sorgt für mehr Umsatz bei weniger Personaleinsatz. In vielen Bereichen kann der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) oder Robotik als Ergänzung betrachtet werden.
- Digitalisieren & automatisieren
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- Mitarbeiterbindung stärken
Um Fach- und Arbeitskräfte im Unternehmen zu halten, sollte die Mitarbeiterbindung gestärkt werden. Dies kann durch eine Kombination aus einer positiven Unternehmenskultur, attraktiven Arbeitsbedingungen und individueller Förderung erzielt werden.
- Mitarbeiterbindung stärken
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- Förderprogramme nutzen
Unternehmen können beim Prozess der Implementierung von Diversität gefördert und auch finanziell entlastet werden. Hierfür existieren eine Reihe an Förderprogrammen, die inklusive Maßnahmen zur Diversitätsförderung in Unternehmen finanziell und ideell unterstützen (→ siehe auch Diversität & Fördermittel – Wo Unternehmen und Organisationen für Diversitätsansätze gefördert werden).
- Förderprogramme nutzen
Fazit
Der Fach- und Arbeitskräftemangel wird sich in den kommenden Jahren weiter verstärken und vor allem Unternehmen in Bayern stark treffen. Dabei verändert sich der Arbeitsmarkt immer stärker in Richtung eines Arbeitnehmermarktes. Daran müssen sich bayerische Unternehmen anpassen, um attraktiv für Arbeitnehmer:innen zu bleiben und parallel die Stärken der immer älter werdenden Belegschaft zu nutzen. Ansätze aus dem Diversitätsmanagement bieten für diese Herausforderungen einfache und schnell umzusetzende Lösungen. Durch die Förderung von Potentialen in Unternehmen, Investitionen in Weiterbildungsmaßnahmen, die gezielte Rekrutierung ausländischer Fach- und Arbeitskräfte oder eine stärkere Mitarbeiterbindung können sich Unternehmen in Bayern bestens gegen den Fach- und Arbeitskräftemangel wappnen. Förderprogramme können bei diesem Prozess unterstützen und Unternehmen auch finanziell entlasten. Eine langfristige und nachhaltige Implementierung von Ansätzen aus dem Diversitätsmanagement ist dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen.
Sie haben Fragen zum Fach- und Arbeitskräftemangel oder suchen nach Lösungen für die Sicherung von Mitarbeiter:innen? Die Expert:innen von D² – Denkfabrik Diversität unterstützen Sie gerne bei der Implementierung von Ansätzen aus dem Diversitätsmanagement, um sich von anderen Unternehmen abzuheben.
Lesen Sie hierzu auch unseren Blog-Artikel zu dem Thema „Internationale Fachkräfte integrieren – 6 Tipps für den perfekten Start“.
Quellen:
(1) https://www.demografie-portal.de/DE/Fakten/erwerbsbevoelkerung.html
(2) Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (2023), Regionale Arbeitslandschaften, URL: https://www.vbw-bayern.de/vbw/Themen-und-Services/Fachkr%C3%A4ftesicherung/Studie-Regionale-Arbeitslandschaften.jsp