25. Juni 2024

Der Fach- und Arbeitskräftemangel – Was auf Unternehmen in Bayern zukommt

Eine Hand dreht einen der drei kleinen Holzwürfel im Vordergrund. Auf den Würfeln stehen die Wörter 'Fach', 'kräfte', und auf dem gekippten Würfel, der von der Hand gehalten wird, steht 'Mangel' und 'gesucht'. Im Hintergrund sind Holzfiguren zu sehen.
Zu wenig Fach- und Arbeitskräfte? Mit der Herausforderung des Fach- und Arbeitskräfteengpass haben viele Unternehmen bereits heute zu kämpfen. Doch ein Blick in die Zukunft zeigt, dass das Problem, gute Mitarbeiter:innen zu finden, in den nächsten Jahren noch größer wird. Ein Grund dafür ist der demographische Wandel: Die Babyboomer-Generationen verabschiedet sich langsam, aber stetig in die Rente. In Verbindung mit einer sinkenden Geburtenrate geht dadurch auch die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 64 Jahren zurück.

Laut seriösen Prognosen soll die Erwerbsbevölkerung bis 2050 im Vergleich zu 2020 um etwa 6,2 Millionen Menschen schrumpfen (1). Kurzum: Die deutsche Bevölkerung wird immer älter, wodurch weniger Fach- und Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Doch wie sieht dieses Phänomen auf regionaler Ebene aus, wenn man das wirtschaftsstärkste Bundesland Bayern einmal näher betrachtet? Welchen Einfluss hat der demographische Wandel auf Unternehmen in Bayern? Dieser Blog-Artikel beleuchtet die Fakten und zeigt Lösungen auf, wie sich Unternehmen auf diese große Herausforderung vorbereiten können.

Inhalt

Der Fach- und Arbeitskräftemangel – Fokus Bayern

Die Situation in Bayern ist besorgniserregend. 2022 fehlten bei über 13 Millionen Einwohner:innen rund 233.000 Arbeitskräfte – 4 % aller Stellen blieben unbesetzt. Besonders betroffen sind das Gesundheitswesen, der IT-Sektor, technische Berufe und das Handwerk. Bis 2035 soll der Mangel auf über 1,3 Millionen Arbeitskräfte steigen, mit 22 % unbesetzten Stellen.

Ländliche Regionen werden laut einer Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft aus 2023 stärker betroffen sein als die Metropolregionen München, Nürnberg, Regensburg und Augsburg. Gleichzeitig verändern die Bedürfnisse der Generation Z die Arbeitswelt. Junge Menschen in Bayern fordern im Rahmen der New-Work-Bewegung wertschätzende Unternehmenskulturen. Wichtige Aspekte sind Work-Life-Balance, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, flexible Arbeitszeiten, 4-Tage-Woche, 6-Stunden-Tage, Freelancing, Homeoffice und Workations.

Worauf sich Unternehmen in Bayern deshalb einstellen müssen

  • Der Arbeitsmarkt entwickelt sich zu einem Arbeitnehmermarkt.
    Der Arbeits- und Fachkräftemangel wird sich in den nächsten Jahren noch mehr verstärken. Das bedeutet, dass sich auch der Arbeitsmarkt an sich verändert. Wenn sich nur wenige Arbeits- und Fachkräfte auf viele offene Stellen bewerben können, dann bedeutet dies auch, dass die Arbeitnehmer:innen die Wahl haben.
  • Unternehmen müssen deshalb dauerhaft attraktiv für Arbeitnehmer:innen bleiben.
    Um sich im “War for talents” von der Konkurrenz abzuheben, wird die kontinuierliche Pflege einer attraktiven Employer Brand, also der Arbeitgebermarke, immer wichtiger. Dazu zählen entsprechende Zielgruppenanalysen, der Aufbau von Karrierewebseiten, die Bespielung von Social Media-Kanälen, standardisierte Onboarding-Prozesse oder auch die Förderung einer positiven Unternehmenskultur.
  • Gleichzeitig wird die Belegschaft immer älter.
    Da durch den demografischen Wandel die Bevölkerung im Durchschnitt immer älter wird, gilt dies auch für die Altersstruktur der Belegschaft in den Unternehmen. Das bedeutet, dass sich unternehmerische Strukturen an diesen generationellen Wandel anpassen müssen.

Was Unternehmen gegen den Fach- und Arbeitskräftemangel tun können

Um all diesen Herausforderungen erfolgreich entgegenwirken zu können, braucht es gut durchdachte Strategien und Maßnahmen. Ansätze aus dem Diversitätsmanagement bieten viele hilfreiche Antworten und Lösungen, um sich gegen den Fach- und Arbeitskräftemangel zu wappnen. Konkrete Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, sind beispielsweise folgende:

  • Ausländische Fach- und Arbeitskräfte gezielt rekrutieren
    Ausländische Fach- und Arbeitskräfte sind eine Möglichkeit, um den Mangel an qualifizierten Mitarbeiter:innen auf dem deutschen Arbeitsmarkt in Ansätzen auszugleichen. Doch wenn man Erwerbstätige aus dem Ausland effektiv in das eigene Unternehmen einbinden möchte, braucht es besondere Onboarding-Programme, Sprachkurse oder die Anerkennung von Qualifikationen. Hier ist auch die Politik gefragt, um qualifizierte Einwanderung in den nächsten Jahren einfach und unbürokratisch zu ermöglichen.
  • Interne Weiterbildungsmaßnahmen fördern
    Wenn auf dem Arbeitsmarkt keine Fachkräfte für entsprechende Positionen zu finden sind, können Unternehmen die bereits vorhandenen Potentiale im Unternehmen selbst nutzen. Durch interne Fort- und Weiterbildungen werden Mitarbeiter:innen aus der eigenen Belegschaft weiterqualifiziert, um an anderer Stelle im Unternehmen eingesetzt werden zu können.
  • Digitalisieren & automatisieren
    Der Einsatz von digitalen Tools und automatisierten Systemen kann dabei helfen, Unternehmen langfristig zu entlasten. Die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen spart Arbeitskraft und sorgt für mehr Umsatz bei weniger Personaleinsatz. In vielen Bereichen kann der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) oder Robotik als Ergänzung betrachtet werden.
  • Mitarbeiterbindung stärken
    Um Fach- und Arbeitskräfte im Unternehmen zu halten, sollte die Mitarbeiterbindung gestärkt werden. Dies kann durch eine Kombination aus einer positiven Unternehmenskultur, attraktiven Arbeitsbedingungen und individueller Förderung erzielt werden.
  • Förderprogramme nutzen
    Unternehmen können beim Prozess der Implementierung von Diversität gefördert und auch finanziell entlastet werden. Hierfür existieren eine Reihe an Förderprogrammen, die inklusive Maßnahmen zur Diversitätsförderung in Unternehmen finanziell und ideell unterstützen (→ siehe auch Diversität & Fördermittel – Wo Unternehmen und Organisationen für Diversitätsansätze gefördert werden).

Lesen Sie passend dazu gerne unseren Blogartikel – „Fachkräftemangel eine Bedrohung für die Wirtschaft“  

Fazit Der Fach- und Arbeitskräftemangel wird sich in den kommenden Jahren weiter verstärken und vor allem Unternehmen in Bayern stark treffen. Dabei verändert sich der Arbeitsmarkt immer stärker in Richtung eines Arbeitnehmermarktes. Daran müssen sich bayerische Unternehmen anpassen, um attraktiv für Arbeitnehmer:innen zu bleiben und parallel die Stärken der immer älter werdenden Belegschaft zu nutzen. Ansätze aus dem Diversitätsmanagement bieten für diese Herausforderungen einfache und schnell umzusetzende Lösungen. Durch die Förderung von Potentialen in Unternehmen, Investitionen in Weiterbildungsmaßnahmen, die gezielte Rekrutierung ausländischer Fach- und Arbeitskräfte oder eine stärkere Mitarbeiterbindung können sich Unternehmen in Bayern bestens gegen den Fach- und Arbeitskräftemangel wappnen. Förderprogramme können bei diesem Prozess unterstützen und Unternehmen auch finanziell entlasten. Eine langfristige und nachhaltige Implementierung von Ansätzen aus dem Diversitätsmanagement ist dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen.

Sie haben Fragen zum Fach- und Arbeitskräftemangel oder suchen nach Lösungen für die Sicherung von Mitarbeiter:innen? Die Expert:innen von D² – Denkfabrik Diversität unterstützen Sie gerne bei der Implementierung von Ansätzen aus dem Diversitätsmanagement, um sich von anderen Unternehmen abzuheben

Quellenangaben: (1) https://www.demografie-portal.de/DE/Fakten/erwerbsbevoelkerung.html

(2) Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (2023), Regionale Arbeitslandschaften, URL: https://www.vbw-bayern.de/vbw/Themen-und-Services/Fachkr%C3%A4ftesicherung/Studie-Regionale-Arbeitslandschaften.jsp

Tim Forster

Tim Forster

Werkstudent

Tim Forster ist Werkstudent bei D² und studiert Diversitätsmanagement im Master an der Universität Würzburg. Während seines Bachelor-Studiums im Würzburger Studiengang Mensch-Computer-Systeme hat Tim seine Expertise in den Bereichen Arbeitsgesundheit, inklusive Technologien, Softwareergonomie und Anwendungsunterstützung entwickelt. Durch seine Arbeitserfahrung in der Pflege ist Tim außerdem Experte für die Lebenssituation von Menschen mit physischen und psychischen Beeinträchtigungen.

Wie möchtest Du Deine Perspektiven und Erfahrungen bei D² einbringen?

"Ich unterstütze das D²-Team bei der Entwicklung von digitalen Produkten und Lösungen, die inklusiv und diversitätssensibel gestaltet sind. Für mich bedeutet Diversität nämlich vor allem eines: kreative und vielfältige Denkansätze durch eine Teilhabe aller zu fördern."

Mathilde Berhault

Antonia Geßlein

Werkstudentin

Antonia Geßlein hat im Bachelor Integrative Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg studiert und nebenbei im Gesundheitsamt Coburg gearbeitet. Zum Ende ihres Studiums wurde das Thema Gleichberechtigung und Gender immer relevanter für sie. Deshalb hat sie ihre Bachelorarbeit zum Thema der Gendersensiblen Suchtprävention geschrieben. Seit Oktober 2023 studiert sie im Master Diversitätsmanagement an der Universität Würzburg.

Gehören Diversity und Gesundheit zusammen?

"Definitiv, denn die Gesundheitsförderung und das Diversitätsmanagement überschneiden und ergänzen sich in einigen Punkten, weshalb ich die Kombination aus beidem für sehr sinnvoll halte. Ich freue mich darauf, wenn in Unternehmen mit einem holistischen Blick auf die Verbindung von Gesundheit und Vielfalt geschaut wird."

Mathilde Berhault

Mathilde Berhault

Senior Beraterin

Mathilde Berhault ist Senior Beraterin bei D² – Denkfabrik Diversität. Berufliche Erfahrungen hat sie u.a. als Geschäftsführerin des Vereins interculture e.V. und als wissenschaftliche Mitarbeiterin in internationalen Drittmittelprojekten an der Universität Jena gesammelt. Mathilde bringt Expertise in Interkultureller Kommunikation, Digitalisierung und agilem Projektmanagement mit. Ihre Schwerpunkte bei D² liegen in der Produktentwicklung und dem Vertrieb der D²-Dienstleistungen.

Welche Chancen siehst du durch Vielfalt im Beruf?

"Vielfalt am Arbeitsplatz ermöglicht es Unternehmen und Organisationen, von einem breiten Spektrum an Perspektiven, Erfahrungen und Ideen zu profitieren. Besonders spannend finde ich dabei die Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen und sich unterschiedlicher Denkweisen und Methoden zu bedienen."

Nina Vössing

Nina Vössing

Trainee Beratung

Nina Vössing ist Trainee im Bereich Beratung. Nach ihrem erfolgreichem Masterstudium im Diversitätsmanagement in Würzburg und ihrem Bachelorstudium in Sozial- und Umweltwissenschaften in Maastricht (Niederlande), Freiburg und Santa Barbara (USA) erkundete sie die soziale und nachhaltige Start-up Szene Berlins. Ursprünglich motiviert, mit sozialem Unternehmertum eine nachhaltigere Wirtschaft und Gesellschaft mitzugestalten, liegt ihr Schwerpunkt heute bei der internen sozial-nachhaltigen Gestaltung von Unternehmen und Organisationen.

Was führt dich her? 

"Ökonomische Nachhaltigkeit kann nicht ohne Diversität gedacht werden. Während meines Studiums habe ich mich für einen nachhaltigen Wirtschaftswandel eingesetzt. In der Praxis ist mir dann eines bewusst geworden: Wenn etwas nicht der inneren Haltung entspricht, dann kann dies auch nicht glaubhaft nach außen transportiert werden. Diversitätssensibles Personalmanagement fördert Resilienz, Menschlichkeit, Respekt und Achtsamkeit – Werte, ohne die es in Gesellschaft und Wirtschaft keine Nachhaltigkeit geben kann."

Hannah Baumann

Hannah Baumann

Kreative Konzeption & Design

Hannah Baumann ist für die kreativen Ideen und deren gestalterische Umsetzung bei D² – Denkfabrik Diversität zuständig. Egal ob print oder digital – Ziel ist es, die Arbeiten und Inhalte der Denkfabrik attraktiv und für jede:n verständlich darzustellen.

Nach ihrem Bachelorabschluss in Mediendesign an der Hochschule Hof tauchte sie für drei Jahre in die Welt des Agenturalltages ein, bevor sie sich der Denkfabrik 2023 anschloss.

Diversität und Design?

"Ein für mich sehr spannendes Thema, bei dem es keine Grenzen gibt. Warum also nicht für alle Menschen auch alle Informationen zugänglich machen, wenn jede:r von barrierefreiem Design profitiert? Diversität scheint für viele selbstverständlich: Doch beim genaueren Hinschauen fällt auf, wie viel wir noch dafür tun können. Die gestalterische Herausforderung, die sich daraus für mich ergibt, ist eine aufregende Reise!"

Dr. Julien Bobineau

Dr. Julien Bobineau

Geschäftsleitung

Dr. Julien Bobineau ist Senior Berater und Mitgründer von D² – Denkfabrik Diversität. Seine Expertise umfasst das Thema Antirassismus, Ansätze in der Erwachsenenbildung und die Entwicklung von Kommunikationsstrategien. Nach einem kulturwissenschaftlichen Studium und einer Promotion an der Universität Würzburg hat er u.a. an den Universitäten Jena, Passau, Fulda, Edmonton (Kanada), Dakar (Senegal) und Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) gelehrt und geforscht. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten zählen die Postcolonial Theory & Critical Race Studies, die Interkulturelle Kommunikation und das Diversitätsmanagement bei Polizei und Sicherheitsbehörden.

Was bedeutet Diversität für dich?

"Diversität basiert auf gegenseitigem Verständnis, das erst im respektvollen Austausch entstehen kann. Als weißer Cis-Mann mit Migrationsgeschichte bedeutet das für mich vor allem eines: anderen Menschen zuzuhören. Mir ist es enorm wichtig, verschiedene Perspektiven einzunehmen und meine eigenen Privilegien mit viel Selbstreflexion zu hinterfragen."

Catharina Crasser

Catharina Crasser

Geschäftsleitung

Catharina Crasser ist Senior Beraterin und Mitgründerin von D² – Denkfabrik Diversität. Ihre Expertise umfasst die aktuelle Diversitätsforschung mit Schwerpunkt Gender sowie die Ausarbeitung von Diversitätskonzepten im Kontext von Intersektionalität. Nach ihrem Bachelorabschluss in Political and Social Studies studierte sie im Masterstudiengang ‚Diversitätsmanagement, Religion und Bildung‘ an der Universität Würzburg. Neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit in der Denkfabrik ist sie als externe Dozentin für unterschiedliche Seminare in diesem Masterstudiengang tätig.

Was macht deine Arbeit (besonders) interessant?

"Es macht mir Spaß, das Thema auf so viele verschiedene Arten an unterschiedliche Leute heranzutragen. Das Spannende ist, mit Ideen und Methoden an manchen Stellen auf Anklang zu stoßen und an anderen mit einer ähnlichen Idee kläglich zu scheitern. Es geht vor allem darum, die Perspektive meines Gegenübers mit seinen Bedarfen zu verstehen und kreativ passende Konzepte zu entwickeln."

Andreas Möller

Andreas Möller

Initiator

Andreas Möller ist Unternehmer, Initiator und Mitgründer von D² – Denkfabrik Diversität. Seine Fachkompetenz umfasst die Themenfelder Entrepreneurship, Unternehmungsführung und inklusives Personalmanagement. Nach über zehn Jahren in der Selbständigkeit führt er heute eines der schnell wachsenden mittelständischen Unternehmen Europas mit Überzeugung, Empathie und Souveränität. Als Coach und Berater gibt Andreas seine Erfahrungen mit viel Enthusiasmus an Kunden aus den verschiedensten Bereichen weiter.

Warum hast Du D² – Denkfabrik Diversität gegründet?

"Durch meine langjährige Erfahrung als Unternehmer und Arbeitgeber kenne ich die vielfältigen Herausforderungen unserer Wirtschaftswelt. Ich bin davon überzeugt, dass man mit inklusiven Strategien und einem ganzheitlichen Diversitätsmanagement große Erfolge erzielen kann. Und diese Überzeugung möchte ich mit anderen Unternehmer:innen teilen."